…und wie wir verlassene Sanatorien durchstreifen und warum mir ein Hund Tränen in die Augen treibt und schlaflose Nächte beschert…
…..Habe ich das gerade geträumt oder habe ich da eben Motorengeräusche gehört?“ Abrupt werde ich aus dem Schlaf in die Realität geholt. „Hast du das auch gehört?“, frage ich Jutta, die noch nicht ganz wach ist. „Was soll ich denn gehört haben?“, bekomme ich erwidert. „Ich glaube sie sind gekommen, die sind echt verrückt.“ Dann höre ich wie sie näher kommen und die Motorengeräusche lauter werden. Da kommen sie um die Ecke mit ihren beiden Kastenwagen mit der Doppelbereifung. Ohne Allrad zwar, aber 4 Wheel Drive kann man ja trotzdem sagen, auch wenn es nur hinten ist, oder?

„Lass uns schnell anziehen und die Verrückten begrüßen.“, sage ich zu Jutta und dann geben wir echt Gas. Sie fahren vorne an den Fluss und der strenge Ranger lässt sie gewähren. Möglicherweise liegt es daran, dass Erika russisch spricht und sich mit den Georgiern verständigen kann. Wir freuen uns sehr, dass sie heile und ohne Schäden angekommen sind. Auf meine Frage wie die Abfahrt mit ihren Autos war, bekomme ich zu hören, dass sie manches Mal die Spur haben ausbessern müssen. Löcher und tiefere Rinnen, bei denen ein Umkippen drohte, mussten teilweise mit Steinen, Sand und Ästen gefüllt werden. „Das war schon ganz schön anspruchsvoll.“, bemerkt Chris, der mit seinem Kastenwagen besonders kopflastig ist. Ich habe aller größten Respekt vor dem Wagemut, den die beiden Fahrer hier an den Tag legen. Denn Chris und Sebastian haben nicht die technischen Möglichkeiten, wie ich mit dem Ford Ranger. Sie müssen die fehlende technische Unterstützung mit Tollkühnheit, mit Erfahrung und mit fahrerischem Können ausgleichen. Und natürlich mit gelegentlichem Präparieren der Strecke.

Wir geben ihnen Zeit zum Ankommen, genießen die wärmende Sonne am Fluss und schauen rüber nach Aserbaidschan. Dabei löse ich ein Sudoku und genehmige mir ein Bier. Am Abend sind wir zum Lagerfeuer verabredet. Levin, der Junior von Chris und Erika, ist bereits fleißig am Holz sammeln, sägen und stapeln. Dann verbringen wir einen schönen Abend gemeinsam am Feuer und lernen uns etwas besser kennen. Wir verabreden auch noch den nächsten Tag zusammen zu verbringen und gemeinsam in die Black Mountains zu fahren. Mit drei Fahrzeugen ist es natürlich sicherer. Bei Problemen kann man sich gegenseitig helfen und wir finden auch alle beiden Teams sehr sympathisch. Natürlich merken wir sofort, dass wir zwei eingespielte Teams vor uns haben, die sich schon länger kennen und auch schon das ein und andere Abenteuer zusammen erlebt haben. Das stört uns aber auch nicht und wir sind gerne, uns etwas zurücknehmend, einfach mit dabei. Da es nicht mein Lagerfeuer ist, an dem wir dann am Abend zusammen kommen, beobachte ich nur wie hin und wieder Mal etwas Holz nachgelegt wird und genieße die Wärme und die lichtspendenden Flammen. Irgendwann zieht sich Jutta zurück und eine Weile darauf verabschiede ich mich dann auch.
Am nächsten Morgen haben wir wieder super Spätsommerwetter. Damit haben wir nicht wirklich gerechnet zu dieser Jahreszeit. Wir freuen uns auf das, was der Tag uns so bringen mag. Nach dem Frühstück sind wir dann auch so um 11:00 Uhr startklar … und müssen uns in Geduld üben. Am Feuer gestern Abend haben wir erfahren, dass „Globelotte53“ und Frieda und Sebastian es gerne gemütlich angehen lassen. Aber das es so gemütlich wird, damit haben wir nicht gerechnet. Chris will noch eben den Wagen von unten abschmieren und parkt dazu um, auf unsere Seite zwischen den beiden Bungalows. Da kann er sich besser unter den Wagen legen auf der grünen Rasenfläche. Dazu spielt er mit seiner Boom Box den grandiosen Soundtrack von Eddie Vedder aus dem Film INTO THE WILD, einem tollen Roadmovie. Ich fülle Wasser auf, mache Sudoku, genieße die Ausblicke über den Fluss auf dieses fremde und unerreichbare Land und suche mir noch andere Aufgaben, die ich erledigen kann, während wir warten, bis die anderen fertig sind.

Es wird zwölf Uhr. Es wird ein Uhr. Wir werden langsam ungeduldig und überlegen schon mal vorzufahren. Das könnte aber auch unhöflich wirken. So als ob wir keinen Bock mehr haben, denken wir so bei uns. „Geh doch mal rüber und frag wie lange es noch dauert.“, sage ich zu Jutta. „Mach du doch!“, kriege ich zu hören und sage: „Ok, dann geh ich eben.“ Ich gehe zuerst zu Erika, sie kommt gerade aus der Dusche und kämmt sich die Haare. „Hey du, wie lange braucht ihr noch ungefähr? Wir überlegen sonst schon mal vorzufahren.“ „Weiß ich auch nicht, frag mal Chris.“, sagt sie. Ich gehe rüber zu Frieda und Sebastian und frage dort. „Sind gleich fertig.“, bekomme ich als Antwort von Frieda, die auch noch mit der Morgentoilette beschäftigt ist. Was „gleich fertig“, bedeutet, weiß ich jetzt aber auch noch nicht. Ich gehe zu Chris und frage ihn, ob sie es denn bis halb zwei schaffen werden, denn sonst fahren wir schon mal vor. Gleichzeitig entschuldige ich mich für mein Drängeln. „Klar!“, sagt Chris „das schaffen wir, wir brauchen den Druck, sonst kommen wir nicht in Gang.“ Um 13:30 sind wir alle startklar. Beim Verlassen dieses traumhaften Platzes kommen wir wieder an diesem kurios abgestellten Stuhl an dem Baumstumpf vorbei.

Jetzt sind wir mit drei Fahrzeugen unterwegs. Chris fährt vorweg mit Erika, Levin und dem Hund Ayla. Dann dahinter Sebastian und Frieda und das Schlusslicht bilden Jutta und ich mit LEMMY. Wir müssen den selben Weg zurück, den wir gekommen sind, denn die Route entlang des Grenzflusses ist aktuell nicht passierbar. Es hat zu viel geregnet in der letzten Zeit und konnte in der Ebene nicht abfließen. So kommen wir wieder durch dieselbe Furt, passieren die Kontrollstation, ohne kontrolliert zu werden und erreichen eine scheinbar verlassene Farm. Wenn im Winter die Herden von den Weiden heruntergetrieben werden, füllt sich dieser Ort wieder mit Leben. Jetzt können wir aber alles ungestört erkunden. Vor einer alten Scheune hängt ein breites „Kentucky Fried Chicken“ Banner. Alle stellen sich an und tun so als ob sie etwas bestellen wollen und es nicht schnell genug geht. Sie rufen und schimpfen und drängeln. Ich fotografiere die ganze Szene. Es gibt noch mehr zu entdecken, zugewachsene Gärten, Häuser und eine kleine Schlafkammer eines Hirten, vermute ich. Ayla macht sich derweil selbständig und muss mühevoll überzeugt werden sich uns wieder anzuschließen.

Weiter geht es denselben anspruchsvollen Weg, den wir schon auf dem Hinweg gemeistert haben, zurück. Der größte Unterschied ist diesmal, dass es meistens bergauf geht. Ich freue mich auf diese Erfahrung auch mal längere Passagen mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad bergan zu fahren. Es ist auch noch relativ trocken, da hier das abgeregnete Wasser abfließen konnte und die Piste nicht so aufgeweicht ist, wie der Boden entlang des Flusses. Trotzdem müssen wir das ein und andere Mal halten, um die Strecke erneut zu präparieren. Eine steile Passage aufwärts knickt oben noch vor der Kuppe links ab und Chris fürchtet in eine tiefe Auswaschung auf der linken Seite zu rutschen. Der Boden ist feucht und die Spur schmal und eine starke Schräglage ist nicht zu vermeiden. Sollte er in diese tiefe Auswaschung, in diese Spur reinrutschen, dann könnte er mit seinem Wagen umkippen, fürchtet er. Also alle Mann ran an die Schaufeln, raus aus den Autos und Sand schippen. Die große Rinne wird gefüllt. Alle helfen mit. Die Ladys schmeißen Steine rein, Levin sammelt rumliegende Äste und wir schippen Sand und füllen damit auf. Danach treten wir die ausgebesserte Stelle fest. Chris fährt als Erster. Durch die große Steigung muss er ordentlich Gas geben im kleinen ersten Gang. Er braucht etwas Geschwindigkeit, um hier diese Hürde zu nehmen. Er kommt gut durch, dann ist Sebastian dran. Auch das gelingt gut. Jetzt fahre ich mit LEMMY hoch oder soll ich sagen LEMMY mit mir? Ich fahre mit 4 Wheel Low und muss nichts machen außer lenken. Den Rest macht die Technik vom Ranger. Manchmal beneide ich Chris und Sebastian für ihre Tollkühnheit, für ihren Wagemut und den Abenteuergeist. Es wurde ihnen abgeraten mit diesen Fahrzeugen in den Park zu fahren. „Das geht nicht ohne Allradantrieb.“, hieß es. Naja, Allradantrieb haben sie nicht, aber mit der Doppelbereifung hinten gleichen sie dieses Defizit etwas aus und es geht deutlich mehr, als man erwarten mag. Das haben sie bewiesen.

Langweilig wird es nicht. Die Auswaschungen werden etwas weniger, doch die Steigung nimmt zu, es wird feuchter und der lehmige Boden wird rutschiger. Teilweise haben wir das Gefühl, wir fahren eine Wand mit 45 % Steigung hoch. Wieviel die Steigung tatsächlich beträgt, wissen wir nicht. Wir folgen und verlassen uns auf das Routing der Anderen. Jutta hat eher Zweifel als ich, aber wir kommen dennoch an. Obwohl es manchmal nicht ganz klar war, ob wir links oder rechts weiterfahren sollten. Die Aussicht wird immer spektakulärer, wir kommen immer höher und schauen auf die Umgebung und die anderen Berge runter. Wenn es besonders steil aufwärts geht warten wir, bis Sebastian oben ist. Dann erst fahre ich hinterher. Sebastian klebt immer ziemlich nah am Heck von Chris, obwohl das nicht ganz ungefährlich ist. Chris könnte nach vorne Probleme haben und zurücksetzen müssen oder wollen. Er könnte technische Schwierigkeiten bekommen und hinter sich Platz brauchen. Oder er könnte ins Rutschen kommen und dann nicht nur sich, sondern auch den nachfolgenden Fahrer ins Unglück reißen oder oder oder. Chris scheint es nicht zu stören und er lässt Sebastian gewähren. Jedenfalls sind wir oben bevor es dunkel wird und die Aussicht ist der Wahnsinn.

Jetzt müssen wir nur noch überlegen, wie wir die Nacht über stehen werden. Da es eine Sackgasse ist und wir den selben Weg morgen zum Teil wieder zurückfahren, können wir ruhigen Gewissens auf der Piste stehen bleiben. Es wird heute Abend niemand mehr kommen, der noch an uns vorbei fahren will. Das ist die vorherrschende Meinung. Also geht es jetzt nur noch darum eine Position zu finden, die einigermaßen gerade ist. Es wird etwas diskutiert, wie es so üblich ist. Mach doch dies, fahr doch dahin und so weiter. Sebastian entscheidet sich schnell und fährt abseits des Pfades um zu drehen und schon knallt es laut und der Motor steht still. Ein verficktes Metallgeflecht, unsichtbar im hohen Gras hat sich von unten in den Motor gefressen.

Mit grober Kraft und ohne Rücksicht auf Verluste reißt Chris das verdammte Metallgeflecht heraus. Sebastian startet das Auto. Alle drücken die Daumen und tatsächlich, der Motor läuft anschließend ohne Probleme. Nachdem wir alle die perfekte Parkposition gefunden haben treffen wir uns zum Lagerfeuer wieder. Erneut verbringen wir einen sehr angenehmen Abend mit anderen Overlandern, mit für uns eigentlich fremden Menschen, mit denen uns trotzdem soviel verbindet. Die Liebe zum Reisen, die Welt zu entdecken und Neues zu erleben. Hier und heute lernen wir uns noch besser kennen am Feuer. Erika erzählt lustige Anekdoten von Zuhause, Frieda will wissen, wie wir (Jutta & ich und Erika & Chris) uns/sich kennengelernt haben. Ich kippe mit meinem kleinen Klapphocker kopfüber nach hinten (denn ich sitze ziemlich abschüssig) und sorge damit für Heiterkeit, Zum Glück passiert mir weiter nichts. Wir haben erneut einen tollen Abend am Lagerfeuer, aber auch dieser Abend geht irgendwann zu Ende und wir gehen schlafen…
Bis zur Weiterfahrt mit unseren neuen Reisepartnern auf Zeit, müssen wir wieder etwas länger warten, das wissen wir ja schon. Deshalb lassen wir uns besonders viel Zeit für das Frühstück und unsere beiden obligatorischen Morgenkaffees. Was Jutta und mir jetzt noch nicht klar ist, wir werden uns noch am heutigen Tag trennen von unseren Gefährten. Es wird zu unschönen Begegnungen auf einem alten Militärflughafen kommen.

Was mir jetzt auch noch nicht klar ist, dass eine „Followerin“ von uns auf Instagram die Freundin von meinem alten Schulkumpel Stefan ist. Sie gibt mir sehr wertvolle Tipps, denn sie war kurz vor uns mit Stefan hier in Georgien.
Heute müssen wir den Vashlovani N.P. verlassen. Es ist der vierte Tag und damit läuft unser Permit aus. Von Sarah haben wir über Instagram erfahren, was ihre Highlights auf ihrer dreiwöchigen Reise waren. Sie hat mir sehr ausführlich beschrieben, was sie alles gesehen, erlebt und gemacht haben. Dafür an dieser Stelle herzlichen Dank. Für den N.P. hatten sie sich einen kleinen Suzuki mit Allrad gemietet. Bedenken hatte sie wegen unserer Größe, ob wir da wohl überall durchkommen mit LEMMY? Wie sich jetzt zeigt, ist LEMMY bestens gerüstet für diesen Park.
Stepanzminda im großen Kaukasus, nahe der russischen Grenze war besonders schön, schreibt sie uns. Erstmal der Weg dahin durch die Berge und dann die Aussicht auf den 5047 m hohem Kazbegi. Das solltet ihr auf jeden Fall machen. Obwohl, hieß es nicht der große Kaukasus sei ab Oktober nicht mehr befahrbar? Wir wollen es noch herausfinden. Dann erfahre ich von alten, verlassenen Sanatorien in Zqaltubo (Tskaltubo, Tschaltubo). Erfahre von heißen Quellen, die nach faulen Eiern stinken, aber ein Bad darin trotzdem empfehlenswert und belebend sein soll. Sarah schwärmt von einer feuchtfröhlichen Begegnung in einer Pension, in der sie die Nacht verbracht haben und dabei ziemlich viel gebechert wurde. Sie wurden zum Wassermelone essen eingeladen, von einem Georgier und einer russischen Frau. Dazu gab es reichlich lokalen Wein und Chacha. „Ushguli ist eine ganz andere Welt, das solltet ihr auf keinen Fall auslassen, ebenso Mestia.“, schreibt sie. In Bordjomi gibt es das berühmte Quellwasser zu trinken, das kann aber unter Umständen auch schon mal Brechreiz auslösen. Wir erfahren unfassbar viel, z. B. das Kutaissi, neben der Hauptstadt Tbilisi auch Einiges zu bieten hat. Alles was sie uns von ihrem dreiwöchigen Roadtrip durch Georgien berichtet, können wir gar nicht mehr schaffen. Ich will wohl sehr gerne nach Ushguli fahren, davon schwärmen alle. Doch auch dieser Ort liegt mitten im großen Kaukasus und im Winter kommt es oft vor, dass dann einige Pässe wegen starkem Schneefall nicht befahrbar sind. Das kann von ein paar Tagen bis hin zu Wochen dauern, bis sie wieder geräumt werden. Obwohl die Straße von und nach Ushguli soll geräumt werden, hören wir jedenfalls. Ob diese Information verlässlich ist, wissen wir nicht. Jutta sagt erstmal „No“ und wir versuchen zunächst mal nach Stepanzminda zu kommen, um einen Eindruck vom großen Kaukasus zu gewinnen. So bekomme ich also viele tolle Tipps und Anregungen von Sarah aus Hamburg und wir nehmen Einiges davon mit in unsere Reiseplanung auf.

Am späten Vormittag sind wir alle startklar. Der Motor von Sebastians Mercedes läuft und hat keinen Schaden genommen durch dieses verbogene Eisengestänge im hohen Gras gestern. Wir haben die Fahrzeuge in Fahrtrichtung ausgerichtet und fahren los, den Weg zurück, den wir gestern gekommen sind. Dann kommt eine Gabelung und wir biegen ab auf eine uns unbekannte Piste. Das gemeinsame Ziel ist ein alter Militärflughafen, ein „Lost Place“ der besonderen Art. Die Permits der anderen Teams enden auch am heutigen Tag. Bevor es zu regnen anfängt, wollen wir den Vashlovani Park verlassen haben. Es geht gut voran und mit einigem Abstand folgen wir wieder an dritter Position. Was wir hier die letzten Tage erlebt und an Erfahrung und Fahrpraxis gesammelt haben, das ist wirklich unbezahlbar. Ich bin viel vertrauter geworden mit LEMMY und was Jutta jetzt in einer unglaublichen Gelassenheit mitmacht, ist vor einer Woche unvorstellbar gewesen.
Wieder geht es rauf und runter und wir verarbeiten noch die Eindrücke der letzten Tage. Gestern sahen wir in weiter Ferne noch die schneebedeckten Gipfel des großen Kaukasus und nebenan im nebligen Dunst, die verschwommenen Black Mountains.

Was ist jetzt? Vor uns wird gestoppt und alle steigen aus den Autos aus. Auch wir steigen aus, um zu sehen was los ist, warum wir hier anhalten. Eine Vermutung liegt nahe: Der vor uns liegende Streckenabschnitt muss begutachtet werden. Was sich herausstellt ist Folgendes: Der Weg führt feucht und rutschig ziemlich steil runter. Erschwerend kommt hinzu, dass die Strecke nach rechts arg schräg abfällt. Man droht in eine tiefe Rinne zu rutschen, was ein Umkippen des Fahrzeugs zur Folge haben könnte. Besonders Chris befürchtet, das genau dieser Fall eintreten könnte. Also wieder alle ran an die Schaufeln, um diese Rinne von etwa 3 Metern Länge zu füllen. Sollte es dann so sein, dass die Reifen ins Rutschen kommen, kippt man wenigstens nicht gleich so tief weg. Chris probiert es sehr langsam und vorsichtig, bremst kurz an und rutscht sofort. Dann kommt er zum Stehen. Das war nur ein Test vor der Abfahrt. Hier sieht man sehr anschaulich, was passieren kann, wenn man in solchen Situationen auf die Bremse tritt. Ist man etwas schneller unterwegs und bremst zur falschen Zeit an der falschen Stelle, dann wird ein mehrere Tonnen schweres Fahrzeug ganz schnell unkontrollierbar.
Mit erneuten Ausbesserungsarbeiten an der Spur, mit dem Festtreten des geschaufelten Sandes und mental auf die Strecke vorbereitet, geht es los. Chris fährt los, ganz langsam. Erika filmt von vorne. Ich schicke sie dort weg. Sie steht genau an der kritischen Stelle, an der die Strecke eine leichte Linkskurve macht und das Auto droht nach rechts abzurutschen. Zeitgleich hupt Chris schon und fuchtelt mit den Händen, dass sie dort verschwinden soll. Langsam geht es runter und ohne zu bremsen kommen die Hinterräder ein wenig ins Rutschen. Der rechte Hinterreifen kommt der präparierten Stelle immer näher. Doch dann fangen sich die Räder wieder, haben mehr Grip. Ohne abzurutschen auf unserem notdürftig reparierten Abschnitt, kommt Chris heil und unversehrt an dieser Passage vorbei. Als Nächster fährt Sebastian und wird dabei von Frieda gefilmt. Alles geht gut. Jetzt kommen wir dran und Frieda filmt auch uns. Ich nutze die Untersetzung und fahre mit 4 Wheel Low, schalte gleich in den zweiten Gang und lasse LEMMY einfach laufen. Ich muss nur noch lenken und nehme den Fuß von der Bremse, das übernimmt jetzt der Motor für mich. Gleichmäßig ackern sich die BF Goodrich AT Reifen durch den feuchten, weichen Lehmboden. Ich spüre ein kleines Rutschen der Hinterräder, wie es zuvor auch bei Chris der Fall war. Dann ist der Ranger wieder in der Spur und kommt ebenso unbeschadet bei den Anderen an.
Wir erreichen eine Lichtung mit schöner Aussicht und machen einen Fotostop. Sebastian und Frieda fotografieren viel und gerne, schließlich haben sie ihr Hobby zum Beruf gemacht. Von Weitem sehen wir ein anderes Fahrzeug kommen. Aus der Richtung, die wir bereits hinter uns haben. Es ist noch weit weg und nur winzig klein, aber es scheint ein weißer Pickup Camper zu sein. „Bestimmt Deutsche“ ist die meistgehandelte Vermutung. Den Einzigen, den Frieda & Sebastian und Chris & Erika außer uns noch im Park getroffen haben (abgesehen von vereinzelten Rangern) war ein einsamer Wanderer, ein Franzose. Der war alleine unterwegs mit kleinem Gepäck und Zelt, um Tiere zu beobachten und aufzunehmen. Die Wetten laufen und wir können erkennen, als der Wagen näher kommt, dass er ein georgisches Kennzeichen hat. Sie bleiben hinter LEMMY stehen und steigen aus.
Es ist ein junges Paar mit kleinem Kind dabei. „Hallo!“, begrüßen sie uns und wir brechen in Gelächter aus. Sie gucken etwas irritiert und wir klären das Missverständnis auf. Das wir fast drauf gewettet hätten, dass da Deutsche hinter uns herkommen. Dann wird ihr geliehener Pickup unter die Lupe genommen und alles von innen und außen begutachtet. Man sah ihm, dem Fahrer noch die Strapaze an. Er hatte fast noch Schweißperlen auf der Stirn und sicher im Traum nicht damit gerechnet, mit was für Strecken er es hier im Nationalpark zu tun haben wird. „Ist ganz schön abenteuerlich hier zu fahren!“, spielt er seine Anspannung etwas runter, die ihm aber deutlich anzumerken ist. Er ist vermutlich nicht geübt darin, in dieser Art Terrain zu fahren und dann noch mit einem geliehenen, nicht vertrautem Auto. Dazu kommt noch die große Verantwortung für Frau und Kind, das höchstens zwei Jahre alt ist. Nach einer netten Plauderei verabschieden wir drei Teams uns von der jungen Familie und setzen unsere Fahrt zum verlassenen Militärflughafen fort.
Wir kommen raus aus der Wildnis und fahren dann auch bald wieder auf Asphalt. Vor einem kleinen Shop rechts am Straßenrand wird kurz gehalten und Chris zeigt mir pantomimisch, dass er Zigaretten braucht. „Brauchen wir auch noch was?“, will Jutta wissen und ich verneine. Mit ein paar Softdrinks, Süßigkeiten und Zigaretten in den Händen kommt Chris aus dem Laden und wir fahren weiter bis wir nach links abbiegen. Eine besonders schlechte Straße, bei der man fast in den großen Löchern verloren gehen kann (Also nochmal höchste Konzentration und jede Ausweichstrecke neben der Straße nutzen!) führt an einigen verlassenen, verfallenen Gebäuden vorbei. Dann erreichen wir den alten Airport.

Über die Rollbahn, von der wohl schon länger kein Flieger mehr abgehoben oder gelandet ist, fahren jetzt wir mit unseren drei Campern. Das Gelände ist riesig und überall stehen verschlossene und mit Gras bewachsene Hangars. Sebastian parkt direkt vor so einem Hangar und lugt durch das Tor. Chris und ich bleiben auf der Rollbahn stehen. Levin ist sofort bei Sebastian, um zu schauen, ob noch ein Flugzeug hinter dem Tor zu sehen ist. Und dann besteigen wir eine dieser großen Kampfjetgaragen. Irgendwo soll hier noch ein abgewracktes Flugzeug stehen. Von oben können wir es noch nicht entdecken. Aber wie groß das Gelände ist, dass sehen wir jetzt mit eigenen Augen. Frieda ist jetzt mit Levin schon beim nächstgelegenen Hangar und sie spähen hinein. Sie macht Bilder durch einen Spalt des verschlossenen Tores. Es läuft auf großen verrosteten Rollen, die in Schienen geführt werden. Sebastian kommt dazu und versucht diese großen Ungetüme, die in der Mitte geteilt sind, auseinander zu schieben. Ein Schloss ist nirgends zu sehen, aber allein mit Muskelkraft dürfte dieses Unterfangen zum Scheitern verurteilt sein. Ich schaue noch von oben runter auf das Treiben und mache selber Fotos.

Dann sehe ich wie da ein kleiner Wagen mit blinkendem Signalhorn auf dem Dach angerast kommt. Er macht eine Vollbremsung neben unseren Autos auf der Rollbahn und geht zu den Anderen. Ich steige herunter vom Hangar und denke bei mir: „Das gibt Ärger.“ Als ich ankomme wird schon wild diskutiert. Hauptsächlich spricht Erika mit dem älteren, äußerst aufgebrachtem Mann, der wirklich verärgert scheint. Er hat ein kleines Kärtchen an einem Band um seinen Hals hängen und einen langen Stock in der Hand. Er macht uns unmissverständlich klar, dass es nicht erlaubt ist, was wir hier treiben. Dazu muss man keine georgisch oder russisch können, um das zu verstehen. Aber er wird nicht ernst genommen. Erika erklärt uns, sie vermute er spiele sich nur auf und habe gar keine Befugnisse hier irgendwas zu sagen. Uns ist das Ganze dennoch sehr unangenehm. Es wird vereinzelt gelacht. Sebastian greift immer wieder zu dem Kärtchen, das der Mann um den Hals trägt, um zu sehen, was darauf geschrieben steht. Doch der ältere Herr weist ihn jedes mal ab und schiebt ihn weg. Jetzt wird es uns noch unangenehmer und wir finden Sebastians Verhalten schon etwas respektlos.

Ich betrachte mich hier als Gast in diesem Land und damit auch auf diesem alten Flugplatz. Und ich sehen es so, dass der deutlich Jüngere, dem deutlich Älteren Respekt zollt. Es wird weiter gestritten und umhergelaufen. Der Mann lässt nicht ab davon uns zu vermitteln, dass wir hier unbefugt sind und gehen sollen. Jutta und ich bereden uns kurz und sind uns einig was zu tun ist. Mal sind Erika und Chris bei ihm, dann wieder Sebastian, der sich für unser Empfinden echt übergriffig verhält. Uns ist das alles zu viel hier und so sagen wir zuerst Erika und Chris, das wir weiter fahren werden. „Wir wollen schon los nach Stepanzminda, das hatten wir sowieso vor.“, sage ich den Beiden. Dann verabschieden wir uns noch von Frieda und Sebastian. Weiter als bis zu diesem Ort hatten wir eh noch keine gemeinsamen Pläne geschmiedet. Ohne das Ende dieser bizarren Situation abzuwarten, trennen sich unsere Wege.
Als erstes wollen wir zurück nach Dedopliszqaro fahren. Dort wo diese schummrige Miss Marple Filmkulisse an der Wasserquelle ist. Der Frischwassertank ist fast leer und muss dringend wieder aufgefüllt werden. Außerdem können wir im Laden dort einen größeren Einkauf machen. Nach den langen Lagerfeuernächten ist mein Biervorrat beträchtlich zur Neige gegangen. Ein warmes Shoti frisch aus dem Ofen wäre auch mal wieder was Feines. Also erst mal an die Wasserquelle, damit wir es wieder auf 100 Liter Frischwasser bringen. Plus meinem 10 Liter Kanister, den ich dort auch auffülle und dann verstaue.

Danach zur Bierquelle, dem kleinen Supermarkt, um auch hier das nötige Elixier aufzufüllen. Wir parken wieder genau dort, wo wir vor einigen Tagen standen, zwischen Office und Supermarkt. Ein wenig unheimlich ist es hier auch, sobald der Nebel aufzieht und es dunkel wird. Kaum Menschen auf der Straße und die Häuser sind alt, brüchig und zum Teil verlassen. Das frische Shoti bekommen wir aus einer winzigen Backstube durch ein kleines Fenster verkauft und sind damit für einen gemütlichen Videoabend mit Käse und Wein vollkommen versorgt. Cheers.

Um nach Stepanzminda zu kommen fahren wir die alte georgische Heerstraße entlang bis ca. 12 km vor der russischen Grenze, die für uns auch verschlossen bleiben wird. So wie es schon die aserbaidschanische Grenze über Land war, geschlossen wegen Corona. Es ist ein regnerischer Tag mit gelegentlichen Sonnendurchbrüchen durch den ansonsten wolkenverhangenen Himmel. Immer wieder gibt es trotz des Dunstes und Nebels tolle Ausblicke auf die uns umgebenden Berge. Wir fahren durch den großen Kaukasus! Von Schneefall weit und breit nichts zu sehen, außer auf den Gipfeln der Fünftausender. Wir kommen durch kleine Dörfer. Kommen vorbei an Road Houses, die zum Essen einladen, an kleinen Hotels und Pensionen und fahren lange Zeit an einem Fluss entlang. An dem wird an vielen Stellen Wildwasser-Rafting angeboten, Übernachtungsplätze inklusive. Das ist aber wohl eher ein Sommervergnügen, denn gesehen haben wir weder ein Boot auf dem Wasser, noch irgendwelche Camper an den Flussufern.
Es geht weiter hoch über verschiedene Pässe. Oft geht es sehr langsam voran, da viele LKWs über die georgisch/russische Grenze wollen und ich durch die vielen Kurven selten eine Gelegenheit zum Überholen bekomme. Für den Warenverkehr der Lastwagen ist die Grenze nicht kategorisch geschlossen. Meistens ist die Straße nass und mein Borddisplay zeigt mir Glättegefahr an, sobald die Temperatur unter 4 Grad absinkt. Trotz schlechtem Wetter, trotz Kälte und Nässe genieße ich die Fahrt. Bin ich doch außerordentlich glücklich darüber, im Oktober noch in den großen Kaukasus vorzudringen. Obwohl es eigentlich nicht gehen sollte zu dieser späten Jahreszeit. Haben wir das dem Klimawandel zu verdanken? Möglicherweise ja, denke ich. Vor 10 oder 20 Jahren waren die Winter hier wahrscheinlich ausgeprägter und verlässlicher zu Beginn des 10. Monats. In diesem Moment will ich mich darüber aber nicht beklagen.


Dann sehe ich in einer Kurve was Sonderbares aus dem Augenwinkel und entscheide mich sofort auf dem Parkplatz, auf der gegenüberliegenden Seite zu halten. Dafür muss ich schon etwas kräftiger in die Eisen gehen, aber da ich mich schnell entschlossen hatte, war es kein Problem. Dort auf der anderen Seite der Straße rollt sich ein Gletscher den Berg runter. Es sieht aus wie eine ausgestreckte Zunge, die nach unten hin immer breiter wird. Aber es ist kein Gletscher. Es ist weder glatt noch kalt. Das ist sowas wie in der Türkei in Pamukkale. Nur hier ist die Färbung eine Schattierung zwischen terra und weiß. Kein Wunder, dass es hier eine Menge Souvenirstände, eine Toilette und diesen großen Parkplatz gibt. So prächtig wie in der Türkei ist es zwar nicht und warme Pools, in denen man baden kann gibt es auch nicht, aber eine Attraktion am Wegesrand ist es allemal.
Weiter geht es durch viele Steilkehren den Berg rauf und dann auch mal wieder runter. Langsam den russischen LKWs folgend oder Lastwagen aus Kasachstan, aus der Ukraine und der Türkei. Wenn sich die Möglichkeit bietet und ich ein paar hundert Meter eine Gerade ausmache, dann überhole ich auch schon mal, falls die Sicht es zulässt. Wir kommen durch dunkle Tunnel, dann wieder umfahren wir gesperrte Tunnel an der Bypass-Straße. Warum die Tunnel zum Teil gesperrt sind, erschließt sich uns nicht, vermutlich sind sie baufällig. Manchmal fahren wir durch richtige Wintersportgebiete, wie zum Beispiel Gudauri. Hier ist aber noch nichts los, mangels Schnee. Einige Hotels scheinen noch im Bau zu sein und bei manchen sieht es so aus, als seien sie noch während der Bauphase in eine finanzielle Schieflage geraten und vor dem Ruin. Man weiß es oft nicht so genau: Wird da noch was passieren oder steht auch dort ein Investor, ein Bauherr am Abgrund? Und manchmal sieht man es ganz deutlich, da ist seit Jahren kein Handwerker mehr erschienen. Das Gebäude verfällt bevor es richtig fertiggestellt wurde. Viele Schicksale hängen daran, viele Hoffnungen und Träume. So manch einer wird wohlmöglich alles auf eine Karte gesetzt haben und verliert alles. Ob es allen klar war, auf was für eine Pokerpartie sie sich da einlassen? Ich weiß es nicht und ich versuche nicht depressiv zu werden bei meinen Gedankengängen über diese möglichen Schicksale.
Noch ist nicht ganz klar, wo wir die Nacht verbringen. Es gibt eine Möglichkeit, bevor wir Stepanzminda erreichen. „Das können wir uns ja mal anschauen, weiterfahren geht dann ja immer noch, wenn es uns nicht gefällt.“, sage ich zu Jutta, die natürlich auch eine Alternative direkt im Ort parat hat. Ich biege von der alten Heerstraße ab und durchquere ein kleines Dorf. Aber bevor wir uns auf eine mehrere Kilometer lange Holperpiste einlassen, ohne zu wissen, was uns am Ende erwartet, brechen wir dieses Unterfangen ab. Schon jetzt zu Beginn ist der Weg nämlich dermaßen schlecht und wir müssten den selben Weg auch zurück nehmen, dass wir uns das nicht antun wollen. Außerdem wollen wir Stepanzminda erkunden. Das geht eindeutig besser, wenn man im Ort steht.
Also schnell zurück auf die alte Heerstraße und vorbei an der endlosen Reihe hintereinander stehender Lastwagen, die alle darauf warten etwas aufzurücken, um der Grenze nach Russland näher zu kommen. Viele Kilometer lang stehen sie hintereinander am rechten Rand der Straße und die Polizei überwacht und schaut, dass sie alle richtig stehen, das Lücken bleiben und keiner drängelt. Wir können links an ihnen vorbeifahren und erreichen den Ort. „Da noch über die Brücke rüber und dann links in das Wäldchen rein.“, sagt Jutta. Wir sind da. Über Park4night hat sie diesen Platz hier für heute Nacht entdeckt. Als ich gerade auf den Wald zufahre, um mir einen Stellplatz auszusuchen, da sehe ich einen großen Overlander – Truck mit spanischem Nummernschild. An der Seite sehe ich einen Aufkleber, „overlandingbytruck“, steht da drauf.

Noch bevor ich richtig stehe mit LEMMY kommt ein Pärchen raus, um uns zu begrüßen. Das ist etwas besonders schönes beim Reisen über Land. Sofort ist eine gemeinsame Basis da, eine Verbindung und eine Leidenschaft, die man teilt. Es ist nicht so, wie z.B auf einem Campingplatz. Dort hat man zwar auch eine Leidenschaft, nämlich Camping und in der Natur sein mit Gleichgesinnten. Trotzdem ist es anders. Es fällt mir schwer auszudrücken, was ich meine. Wir waren schon auf vielen Campingplätzen und man hat es ja auch selber in der Hand, wie viel Kontakt man zulassen möchte oder eben auch nicht. Aber eigentlich ist es auch Quatsch, glaube ich, was ich gerade von mir gebe. Im Grunde ist es das Gleiche auf dem Campingplatz, nur unsere persönliche Haltung ist dann eine andere. Wir sind da eher zurückhaltend und gehen nicht so sehr auf Andere zu. Hier ist man weit weg von Zuhause und sieht verhältnismäßig selten andere Overlander. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum es einem intensiver vorkommt als es ist.

Ein Mann und eine Frau stehen vor uns, er spricht ganz gut englisch. Woher man kommt und wohin man will ist immer schnell Thema und es dauert nicht lange, da kommen wir auf „Dandovueltas“ zu sprechen. Sie kennen sich natürlich und sind schwer begeistert, dass wir sie schon dreimal getroffen haben während unserer Reise. Sie wollen sich auch noch treffen, denn sie haben ein gemeinsames Ziel, den Iran. Kurze Zeit später, als wir uns so langsam eingerichtet haben zwischen den Bäumen und umherlaufenden Rindern, klopft es an der Tür. Unser spanischer Nachbar hat Jose, alias „Dandovueltas“, ein Foto von LEMMY geschickt und ihm geschrieben, dass wir uns gerade neben seine Truck gestellt haben. Prompt hat Jose eine Sprachnachricht zurückgeschickt. Die spielt er uns jetzt vor und übersetzt anschließend, was Jose über uns zu sagen hat. Es ist sehr schmeichelhaft für uns und darüber freuen wir uns sehr. Auch, dass er gleich rüberkommt, um es uns vorzuspielen, empfinden wir als sehr nette Geste.
Es dämmert bereits und wir wollen noch einen Spaziergang durch Stepanzminda machen und in den Supermarkt, um ein paar frische Zutaten für das Abendessen zu kaufen. Es ist ein etwas verschlafener, aber sehr schöner Ort. In wenigen Gehminuten sind wir schon da, nur kurz über den Fluss, über die Brücke. Zuerst entdecken wir eine kleine Kirche, die in ein unheimliches grünes Licht gehüllt ist. Wieder könnte es eine Filmkulisse sein, diesmal vielleicht aus einem alten Edgar Wallace Film. „Der schwarze Abt“ würde gut hierher passen. Wir laufen umher und genießen ein wenig die Atmosphäre um dieses alte Gemäuer. Das Tor in die Kirche ist leider schon zugesperrt, weil es auf den Abend zu geht. Ich hätte große Lust Jutta von hinten zu erschrecken. Aber da ich weiß wie sehr sie das hasst, lasse ich es lieber.


Wir bummeln noch etwas durch den Ort und dann geht es noch schnell in den Supermarkt. Sofort im Eingangsbereich bietet sich mir wieder ein Bild, das mich zum Lächeln bringt. Vor dem Gemüse steht ein kleiner Tresen (wie in einer Kneipe) und frisches Bier wird gezapft. Aber Bier habe ich noch genug. Jutta guckt nach Obst und Gemüse und ich schaue mir mal die Spirituosenabteilung an. Dabei bekomme ich irgendwie Lust auf „White Russian“ und packe mir eine Flasche Kahlua und einen polnischen Vodka (weil mir die Aluflasche gefällt) in den Einkaufswagen. Danach spazieren wir gemütlich zurück, um uns was Leckeres zu kochen. Unterwegs treffen wir auf die beiden Spanier, die ihrerseits noch einen kleinen Gang unternehmen.
Sarah hatte von Stepanzminda und besonders von der Aussicht oben bei der Dreifaltigkeitskirche geschwärmt. Aber der Weg dort hoch ist der Albtraum hatte sie mir geschrieben. Sie sind mit ihrem klapprigen Suzuki dort hoch gefahren, aber sie hat nicht geschrieben, warum es so ein Albtraum war. Sie riet uns ein Taxi zu nehmen oder zu laufen. Ich fahre lieber selber. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von „overlandingbytruck“, da wir nach dem Ausflug hoch zur Kirche direkt weiterwollen und zurückfahren. Zurück bedeutet zunächst mal grob in Richtung Kutaissi. Denn viel weiter kommt man hier auch sowieso nicht. Es geht nur weiter nach Russland. Links und rechts der alten Heerstraße ist nur Gebirge, nur Kaukasus, keine Straßen und keine Wege. „Wir fahren auch gleich hoch zur Kirche.“, sagt mir unser Nachbar. Er hat schon den Helm in der Hand und das Motorrad vom Truck geholt. „Ach, alles klar, dann sehen wir uns oben.“

Als alles pistenfest verstaut ist geht es los. Finden wir halt selber raus, warum die Strecke ein Albtraum war für Sarah. Tatsächlich finden wir es nicht raus. Ich kann nur spekulieren. Es geht schon durch einige steile Serpentinen, aber das sollte mit einem kleinen Suzuki kein Problem sein. Besonders dann nicht, wenn man damit zweieinhalb Tage im Vashlovani N. P. unterwegs war. Ein Teilstück der Strecke ist nur einspurig befahrbar, da die rechte Spur über mehrere hundert Meter abgesperrt ist. Man kann nicht die gesamte Teilstrecke einsehen. Kann es das sein? Sollten sich zwei Fahrzeuge treffen auf halben Weg, dann muss einer von beiden zurückfahren. Das wird in der Regel das kleiner Fahrzeug sein. Einen großen Unterschied macht natürlich die Reisezeit aus. Als Sarah mit meinem alten Schulkumpel Stefan hier war, wird viel mehr los gewesen sein. Es war Sommer. Da werden Reisebusse unterwegs gewesen sein und viel mehr Autos, als jetzt im November. Ich kenne die Situationen, wenn man vor einer Steilkehre ist und ein übermächtiger Reisebus kommt frontal auf einem zu. Man ist vielleicht sogar schon in der Kehre drin, weil man das Ungetüm nicht hat kommen sehen. Da kann man schon ins Schwitzen geraten. Uns bleibt nur zu spekulieren, aber eigentlich ist es auch völlig egal.

Wir haben keine Probleme und erreichen den Parkplatz vor der Dreifaltigkeitskirche. Das Wetter spielt mit und ich sehe schon, vor dem Einparken, im Rückspiegel den 5047 Meter hohen Kazbegi. Er ist mit Schnee bedeckt und dahinter strahlt der blaue Himmel. Hin und wieder schiebt sich ein kleines Wölkchen vor diesen majestätischen Berg. Man kann auch jetzt im Winter Touren buchen um ihn zu besteigen. Wir schauen nur. Ich erkenne das Moped von unseren Nachbarn und dann sehe ich sie auch schon. Sie kommen gerade von einem Aussichtspunkt mit Münzfernrohr herunter. Wieder mal quatschen wir uns ein bisschen fest, dann verabschieden wir uns endgültig. Aber wir werden verfolgen wie sie in den Iran fahren werden. Sie hat ihr Visum bereits erhalten, er aber leider nicht. Darauf müssen sie noch warten. Auch „Dandovueltas“ wird den Iran erreichen und wir werden immer mal wieder schauen, wo sie gerade sind. Genauso wie sie uns verfolgen wollen, wenn wir über den Atlantik nach Amerika verschiffen. Wir verbringen eine ganze Weile hier oben, sehen uns die Kirche an und genießen die ganzen verschiedenen Ausblicke in alle vier Himmelsrichtungen. Unten der Ort ist gut zu erkennen und die anderen Berge verblassen alle im Schatten des majestätischen Kazbegi.

Als wir wieder runter fahren will ich mit unserer DJI Kamera aus dem Cockpit filmen. Dazu mache ich laut Turbonegro vom USB Stick an und fahre los. Nach sehr kurzer Zeit geht die Kamera aus. Ich schiebe Jutta die Schuld zu, da sie als Beifahrerin dafür zuständig ist hin und wieder die Akkuladung zu prüfen. Ich bin etwas sauer, weil mir hier die Aufnahme einer geilen Panoramafahrt entgeht. Später, beim Sichten der Videos sehe ich das ich selber Schuld bin. Ich hatte schon auf dem Weg nach oben auf „Aufnahme“ gedrückt und die Kamera nicht wieder ausgeschaltet. Auf dem Monitor sehen wir uns, wie wir die Spanier treffen und uns unterhalten und was alles dann noch vor unserem Auto passiert, während wir uns die Dreifaltigkeitskirche anschauen.

Auf dem Rückweg heute haben wir viel besseres Wetter als gestern auf dem Hinweg. So macht das Fahren noch mehr Spaß und alles sieht um ein Vielfaches freundlicher aus. Das steigert auch die Laune und ich ärgere mich nicht mehr darüber, dass der Akku der DJI Kamera leer war. Jetzt laden wir die Kamera während der Fahrt vorne im Cockpit wieder auf. Bis Kutaissi ist es noch weit, das werden wir nicht schaffen in einem Rutsch. Jutta hat einen Übernachtungsplatz in Mtskheta direkt am Fluss Mtkvari vorgesehen. Der Ort ist ein religiöses Zentrum des Landes und die Svetitskhoveli Cathedral ist Weltkulturerbe und Pilgerstätte vieler orthodoxer Christen. Die Kathedrale ist die wichtigste orthodox-christliche Kirche in Georgien und die zweitgrößte des Landes. Im und um den Ort herum gibt es viele Kirchen, Klöster und Kulturdenkmäler. Dort fahren wir jetzt hin und werden vermutlich am frühen Nachmittag ankommen. Je nachdem wie lange wir uns unterwegs Zeit lassen.

Eine Sache gibt es, die will ich unbedingt sehen bevor wir ankommen. Den Gudauri View Point, das „Friendship Monument“, das die Freundschaft zwischen Georgien und Russland symbolisieren soll. Das lag gestern komplett im Nebel. Man konnte nur erahnen, dass da was Imposantes ist, verborgen von dichtem Dunst und tiefhängenden Wolken. Jetzt sehen wir es schon aus einiger Entfernung und halten dort selbstverständlich an. Hoch oben auf dem Berg befindet sich eine große, runde, begehbare Plattform, begrenzt von einer Mauer die von großen Rundbögen getragen wird. Die Mauer besteht aus bunten Kacheln, die zusammen schöne Motive ergeben. Der Blick ist atemberaubend. Überall am Parkplatz gibt es verschiedene Möglichkeiten etwas zu Trinken und zu Essen zu bestellen. Kleine Buden bieten heiße und kalte Getränke, mit oder ohne Alkohol. Bei manchen lockt gute Musik, bei anderen nette Sitzgelegenheiten mit tollen Ausblicken über die Bergwelten.

Dann gibt es Stände mit leckeren, frisch gepressten Säften. Es gibt süßen Mais aus riesigen dampfenden Kochtöpfen. Eine andere Spezialität sind ganze Kartoffeln, die über eine kleine mechanische Schneidevorrichtung in eine lange Spirale geschnitten werden, um dann an einem Stäbchen in heißem Fett kurz aufgebacken werden. Natürlich gibt es auch die unterschiedlich gefüllten Teigtaschen (mal mit Käse und mal mit Kartoffeln) und selbstverständlich das „georgische Snickers“. Das sind Haselnüsse oder Walnüsse, die auf einen Faden aufgefädelt und dann mit einer klebrigen Masse aus Traubensaft überzogen werden. Ein Fest für Auge, Nase und Gaumen. Nach dieser erquicklichen Mittagspause geht es dann auch schon wieder los.

Weiter unten sehen wir dann wieder die Wildwasser Rafting Camps und alles was wir auf dem Hinweg gesehen haben, nur dieses Mal in einem anderen Licht. Dann kommen wir im Ort mit dem unaussprechlichem Namen an und wollen an den Fluss fahren. Schon kommt jemand, der uns auf einen kostenpflichtigen Parkplatz lotsen will, aber wir wollen das nicht. Etwas irritiert halte ich kurz und dann fahre ich weiter. Erstmal um aus dieser Situation zu entkommen und dann um mich neu zu orientieren. Hinter dem Parkplatz mit dem Einweiser geht ein Weg runter zum Fluss, den nehme ich jetzt und finde den richtigen Stellplatz, den Jutta ja schon rausgesucht hatte. Neben uns ist auch gleich ein Restaurant und vor uns werden Bootstouren angeboten. Wir stehen dicht am Wasser und sogar einigermaßen gerade, so dass ich die kleine Schieflage mit den Luftfedern ausgleichen kann. Jetzt wird hier noch durch den Ort gebummelt und die bunten Souvenirstände durchstöbert. Wir absolvieren gerade das typische Touristenprogramm und schauen uns unter anderem die Cathedral an. Allerdings nur von außen, weil gerade ein Gottesdienst stattfindet. Wir hören den Chor singen und nehmen die Stimmung auf, während wir um das Gebäude herum gehen innerhalb dicker und hoher Mauern. Irgendwie finden wir Gefallen an diesem Ort und bleiben zwei Nächte. Wir essen noch in dem Restaurant, dort wo wir mit LEMMY stehen. Wir sehen uns noch weiter Kirchen und Klöster an und erkunden zu Fuß diesen beliebten Pilgerort. Nach der zweiten Übernachtung geht es dann mit LEMMY hoch zur Jvari Monastery und danach sind wir wieder on the road.

Heute haben wir einen langen Fahrtag vor uns. Jutta achtet immer sehr darauf, dass ich nicht zu lange hinter dem Lenkrad sitzen. Vor Jahren habe ich mal von einem Kollegen im Theater erzählt, der mit seinem Kumpel von einer Motorradreise zurück kam. Sie haben den ganzen Tag im Sattel gesessen und wollten nach Hause, denn die Arbeit rief. Als sie dann in Bremen die Ausfahrt Hemelingen nahmen, waren sie bereits so drüber, nach stundenlanger monotoner Autobahnfahrt, dass sie kein Gefühl mehr für die angemessene Geschwindigkeit hatten und flogen beide aus der Kurve. Sie überlebten schwerverletzt und verbrachten eine lange Zeit im Krankenhaus. Ich selber neige auch dazu, lange Zeit am Stück zu fahren, solange ich mich gut dabei fühle. Aber ich weiß um diese Gefahren und habe das Negativerlebnis vom Kollegen innerlich abgespeichert. Ich mache ausreichend Pausen und trinke zwischendurch mal einen Kaffee oder einen Energie Drink. Ich vertrete mir die Beine an der frischen Luft. Mache ein paar Dehnübungen, um meinen kaputten Rücken zu entlasten. Denn um den ist Jutta auch immer sehr besorgt. Als wir früher selber noch viel Motorrad gefahren sind (besonders gerne in Nordthailand) da kam es auch schon mal zu 7-8-stündigen Touren. Aber immer bevor es dann wieder in die Stadt zurück ging, was in der Regel Chiang Mai war, da haben wir vorher eine große Pause gemacht. Wir haben noch mal alle Kraftreserven mobilisiert, damit für die letzten Kilometer die nötige Konzentration und Aufmerksamkeit vorhanden war.
Jetzt achtet Jutta halt immer sehr genau darauf, dass ich nicht zu viel oder zu lange fahre. Deswegen geht es ihr auch heute nicht um den allerbesten Übernachtungsplatz, sondern darum, einen schönen Platz zu suchen, der sich gut als Zwischenstopp eignet. Bisher habe ich keinen Grund mich zu beklagen, denn das macht sie einfach super. Etwas zermürbend ist es schon auf dieser Strecke durch die endlosen Baustellen zu fahren. Es sind viele LKWs unterwegs und es geht langsam auf schlechter Straße voran. Ich hänge oft dicht hinter einem Laster, wenn ich versuche zu überholen, was nur selten gelingt. Ich werde auch ständig von schnelleren PKWs überholt, so dass ich mich schon ziemlich konzentrieren muss auf alles was vor, hinter und neben mir passiert. „Kannst du noch?“, und „Wie geht’s dir?“, werde ich immer häufiger von Jutta gefragt. Zwischendurch bietet sich neben dieser Strecke eine Umfahrung über eine kleine Bergstraße an. Es ist die frühere alte Hauptstraße, (mittlerweile wenig befahren) und eine echte Panoramastrecke. Sie ist zwar ein kleiner Umweg, doch eine sehr angenehme Abwechslung nach dieser Baustellenmonotonie. Sowas sucht mir Jutta dann auch gerne mal raus, weil sie weiß das ich das mag. Nach wenigen Kilometern kommen wir wieder auf die sich im Bau befindliche Straße und nähern uns Ubisa, unserem Übernachtungsort.

Dort gibt es einen Fluss und ein altes Kloster. Gegenüber vom Kloster ist ein kleiner, vollkommen leerer Parkplatz. Dort will Jutta stehen. Unten zum Fluss führt ein schmaler Weg durch eine enge Häuserzeile. Da will ich stehen. Zunächst parke ich oben bei dem Ubisa Monastary. Von hier kann man runterschauen und den Fluss sehen. Wir diskutieren. „Guck doch mal, wie schön es ist da unten zwischen den Bäumen am Fluss.“ Jutta argumentiert dagegen. „Siehst du nicht das ganze grüne Gras, willst du dich wieder fest fahren? Und durch die Häuser kommst du eh nicht durch, das ist viel zu eng.“ Ich gebe mich für heute geschlagen, kündige aber schon an, dass ich morgen früh runter fahren will. Um zu sehen was uns entgangen ist und um Jutta zu zeigen, wie wohl ich durch die Häuser komme und ohne mich auf der Wiese festzufahren. Das Kloster steht auch auf dem Tagesplan vor der Weiterfahrt morgen. Heute gibt es nur noch was zu Essen und dann legen wir uns zeitig ins Bett.

Plötzlich schrecken wir hoch. Da ist jemand an der Tür zugange. Der ganze Wagen hat gewackelt. Ich springe aus dem Bett und schnappe mir die Taschenlampe. Dieses Szenario bin ich in Gedanken schon durchgegangen. Was machst du eigentlich, wenn mal jemand versucht hier einzubrechen? „Erstmal nicht einschüchtern lassen!“, denke ich mir, „und auf keinen Fall wehrlos erscheinen.“ Unsere Taschenlampe ist extrem hell und damit blende ich den ungebeten Gast als Erstes. Dann würde ich den Übeltäter mit dem Handy knipsen und hoffen, dass er dann schon die Flucht ergreift. Soviel zur Theorie. Die Taschenlampe habe ich bereits in der Hand. Jetzt ran ans Fenster, das Rollo hoch und mit der Lampe die Gegend absuchen. Nichts zu sehen. Dann gehe ich an die Tür, öffne sie und suche weiter mit hellem Strahl der Taschenlampe. Erleichtert sehe ich die Übeltäter: Einige Rinder laufen an unserem Auto vorbei (wahrscheinlich auf dem Rückweg von der Weide?). Vielleicht standen wir ihnen im Weg oder eines fand unser Auto ganz spannend und war mit den Hörnern irgendwie an die Tür gekommen. Ohne weitere Zwischenfälle schlafen wir durch.

Als Erstes wollen wir uns die St. Georgs Church and Monastary, wie es korrekt heißt, ansehen, bevor es nach Kutaissi geht. Die Sonne scheint und die Laune könnte besser nicht sein. Den kleinen Schreck von gestern Abend haben wir gut verdaut. Wir sind die einzigen Besucher heute morgen und diese Kirche mit Kloster gefällt uns ganz besonders gut. Innen sind diese typischen Freskenmalereien, wie wir sie auch schon aus den türkischen Felsenkirchen kennen. Sie sind unterschiedlich gut erhalten, mal farbenfroh und kontrastreich, dann wieder einfarbig und verblasst. Ich glaube auch, dass wir hier ganz alleine sind (Jutta ist irgendwo draußen im Garten) trägt zu dieser besonderen Stimmung bei. Für mich ist das Ubisa Monastary eines der Schönsten auf dieser Reise.

Aber da war doch noch was. Ich will noch einmal kurz wenigstens an den Fluss fahren. Ohne Probleme fahre ich durch die Häuserreihe und ohne mich festzufahren gelangen wir an den Fluss. Einige Pferde laufen hier frei herum, ob es Wildpferde sind weiß ich allerdings nicht. „Hier hätten wir doch toll stehen können.“, kann ich mir nicht verkneifen zu sagen und dann geht es wieder auf die Straße.
Bis nach Kutaissi ist es nicht weit, deshalb überlegen wir uns während der Fahrt, dass wir erstmal weiter fahren nach Tskaltubo. Das ist kurz hinter Kutaissi und dort wollen wir uns die verlassenen Sanatorien und Kurkliniken anschauen. Wir haben noch den ganzen Nachmittag Zeit und wissen auch schon, wo wir am Abend in Georgiens zweitgrößter (oder drittgrößter?) Stadt stehen werden. Am Holy Annunciation Temple, einer katholischen Kirche mitten im Zentrum.

Gegoogelt haben wir bislang noch nichts, sondern fahren erstmal drauf los. So groß wird Tskaltubo schon nicht sein und wir orientieren uns einfach mal aus dem Auto heraus. Wir fahren an einem großen Kurpark mit einem auffälligen, mintgrünen Eingangsportal vorbei. Ob das schön ist dürfte Geschmackssache sein. Dann sehen wir auf einer Anhöhe einige größere Bauten (krankenhausähnlich zumindest) und suchen einen Weg dort hinauf. Als wir vor einem dieser großen Betonblöcke stehen, stellen wir fest, dass in einigen Etagen noch Menschen leben, denn es hängt Wäsche auf manchen Balkonen. Jutta ist es äußerst unangenehm hier zu sein und bleibt im Auto. Ich will wenigstens ein paar Fotos machen von diesem baufälligem und hässlichem Betonklotz. Unsere Ankunft blieb nicht lange unbemerkt, ein Hund taucht auf und jemand schaut vom Balkon zu unserem Auto runter. Jutta schimpft mit mir, weil ich fotografiere, wie die Menschen in bitterer Armut in abbruchreifen Baracken leben müssen und ich sehe es ein. Schnell verlassen wir dieses nicht gänzlich verlassene Gebäude. Ich kurve noch ein wenig in Tskaltubo rum und wir finden nun einen wirklichen „Lost Place“, dort schauen wir als nächstes rein. Jetzt ist Jutta auch mit dabei.


Dies ist hier eine wirkliche Ruine und niemand könnte hier leben, zu verfallen ist alles. Die Natur erobert sich langsam die alten Mauern zurück. Moos überzieht die Treppenstufen und Pflanzen wachsen durch den Stein. Auch der Garten gleicht eher einem Urwald in dem seit Jahren kein Landschaftsgärtner Hand angelegt hat. Irgendwann haben wir genug gesehen und wollen weiter. Da kommen wir an diesen drei alten russischen Trucks vorbei. Solche Fahrzeuge sehen wir hier öfter auf der Straße fahren. Doch die da stehen und ich will LEMMY mit ihnen ablichten. Er passt genau in eine Lücke zwischen ihnen. Es stehen hier Fabrikate wie GAZ und ZIL. Der ZIL ist einer der erfolgreichsten und beliebtesten LKWs in der Geschichte der sowjetischen Automobilindustrie. Er wurde von 1962 – 2014 produziert. Ich frage die Trucker, die rauchend an ihren Lastern stehen, ob ich fotografieren darf und sie nicken mir zu. Natürlich poste ich auch hiervon einige Bilder auf Instagram und Facebook und wünschte mir später, das niemals getan zu haben.

Am späten Nachmittag machen wir uns auf den Rückweg nach Kutaissi. Irgendwie bin ich nicht ganz glücklich mit den Eindrücken von heute. Die Orte die wir gesehen haben waren schon speziell und auch am Ende noch die Trucks und mittendrin LEMMY. Ich weiß auch gar nicht so genau, woran das liegen könnte. Vielleicht daran, dass wir Menschen gesehen haben, die unter menschenunwürdigen Bedingungen leben müssen? Ohne Strom, ohne Heizung und fließendes Wasser.

Noch bevor es dunkel wird wollen wir die Kirche erreicht haben. Denn in Georgien, wie auch in vielen anderen Ländern, ist es besser nicht im Dunkeln zu fahren. Das wissen wir aus eigener Erfahrung, denn nicht immer kommen wir rechtzeitig im Hellen an. Hier kommt es sehr häufig vor, dass ohne Licht gefahren wird. Egal ob es stockfinster ist oder dichter Nebel einem die Sicht nimmt. Auch die oftmals tiefen Löchern und anderen Straßenschäden und Hindernisse sind im Dunkeln nicht zu sehen. Da es aber nur ein Katzensprung ist von Tskaltubo ins Zentrum von Kutaissi, kommen wir rechtzeitig vor der Dämmerung an. Jutta lotst mich wie üblich durch den Innenstadtverkehr und wir finden sofort die katholische Kirche mit einem kleinen Parkplatz direkt davor. Vor der Kirche auf einer Bank sitzt ein Priester und unterhält sich mit einer Frau. Ich gehe auf sie zu und frage kurz, als sie mich bemerken und zu mir hoch sehen, ob wir denn hier für eine Nacht stehen bleiben dürfen? Wir dürfen, wird mir deutlich signalisiert, nachdem sie mich verstanden haben.

Mir ist mal wieder nach ausgehen zumute und da wir in einer Stadt sind, wird sich sicher eine nette Kneipe finden lassen. Es gibt hier sogar eine Rock und Metal Kneipe, das „Old Galeon“. Da werden wir zuerst hingehen. Die Bar liegt direkt am Rioni River an der Rustaveli Bridge. Das heißt: Sie wird nicht schwer zu finden sein, wir haben heute noch einen schönen Spaziergang und bekommen einen noch besseren Eindruck von der Innenstadt. Dabei gewinnen wir einmal mehr, tolle Einblicke in die georgische Kunstszene. Wir sehen großartige Graffitis, (die mich seit Naxos echt faszinieren), kommen vorbei an Skulpturen, an bunt besprühten Autos (kein Vandalismus!), bis wir dann vor dem Old Galeon stehen. Eine an die Wand gesprühte, züngelnde Schlangenfrau begrüßt uns.

Wir betreten die leere Bar. Nur eine Barfrau und ein langhaariger Gast am Tresen, mit einem Glas Bier vor sich, sind außer uns noch da. „Yes, ein Metalhead!“, denke ich mir und wir bestellen gezapftes, lokales Bier. Das Ambiente gefällt uns total gut, es ist schummrig und rustikal. Der langhaarige Gast entpuppt sich als Gastgeber und führt uns herum. Er zeigt uns das gemütliche, mit unbequemen Sesseln und Sofas ausgestattete, Kaminzimmer und den Balkon für die Raucher, direkt über dem Fluss. Wir kommen ins Plaudern. Woher wir kommen und wohin es geht, will er natürlich wissen und gerne erzählen wir ihm von unseren Abenteuern und Plänen. Dann reden wir über Musik. Was ihm gefällt und was ich gerne höre und Plattentipps werden ausgetauscht. Ich rate ihm dringend sich mal TURNSTILE anzuhören, auf die fahre ich aktuell besonders ab. Wir nehmen mit unseren Bieren im Kaminzimmer platz und merken sofort, dass die aus alten Ölfässern gebauten Stühle stylisch aussehen, aber für unsere kaputten Knochen nicht geeignet sind. Etwas besser geht es uns auf den Bänken, die aus Palletten gezimmert wurden.

Der Metalhead ist jetzt mit der Bardame am quatschen und wir wundern uns, dass keine Musik läuft. Ist doch ne Rock Bar hier. Er sitzt mittlerweile am anderen Ende des Raumes mit Blick auf den Tresen und beschäftigt sich mit seinem Laptop. Ob sie denn keine Musik hier spielen, will ich wissen und rufe zu ihm rüber. Doch, eigentlich schon, aber ausgerechnet heute ist der Computer abgestürzt. Ich könne ja meine Boombox anmachen, sofern ich denn eine hätte. Habe ich schon, aber im Auto und das ist nicht gerade um die Ecke. So bleibt es dann auch bei zwei Bieren in der Bar und wir zahlen und hoffen im „Press House“ mehr Glück zu haben mit der Musik. Aber vorher gehe ich noch auf die Toilette, denn der Liter Bier drückt auf die Blase. Es gibt nur ein Klo für alle Geschlechter. Als ich fertig bin, komme ich begeistert zurück. „Geh mal aufs Klo!“, sage ich zu Jutta. Dann gehen wir.

Das „Press House“ finden wir nicht. Wir laufen die Straße rauf und runter, aber es scheint nicht mehr an der angegebenen Adresse zu sein. Was wir sehen ist ein kleiner Laden vollgestopft mit allem möglichen Autozubehör. Neben Öl und anderen Fluids entdecken wir tatsächlich auch Adblue. Das gab es hier in Georgien an keiner Tankstelle. Wir hatten gehört, dass es ins ganz Georgien nicht zu bekommen sei. Deswegen haben wir in der Türkei den Tank aufgefüllt und kommen auch jetzt lange Zeit ohne aus. Aber es ist gut zu wissen, dass man in den Städten hier Adblue bekommen kann.
Etwas frustriert, weil ich keine Rockbar mehr gefunden habe, machen wir uns auf den Heimweg. Dabei wird noch hier und dort, links und rechts geschaut und wir kommen an einem grünen, hell erleuchtetem Durchgang vorbei. „Das ist doch wohl auch Kunst, oder?“

Zuhause genehmige ich mir noch ein kaltes Bier und mache Musik mit meiner Boombox. Turnstile, da ist mir gerade nach. Jeder ist ein bisschen mit seinem Handy beschäftigt und ich sehe die Reaktionen auf meinen Instagram Post mit LEMMY, zwischen den russischen Trucks. „GAZ forever!“, kommentiert „Orange Land Rover“ und Angela schreibt, wie schade es sei, dass ich verkehrt herum stehe. Da hat sie total recht, ich hätte natürlich rückwärts reinfahren sollen, das hätte viel besser ausgesehen. Da gucken wir morgen erneut vorbei, wenn sie da noch immer stehen. Vielleicht bekomme ich eine zweite Chance. Jutta geht langsam ins Bett und ich stülpe mir die Kopfhörer über die Ohren, damit ich noch etwas länger Musik hören kann, ohne Jutta zu stören. Cheers.
Irgendwie hat Jutta gemerkt, dass ich etwas unglücklich war mit dem ganzen Tag. Und während ich Musik höre und mir ein paar Bierchen gönne, recherchiert sie im Bett vor dem Schlafengehen im Internet. „Ich habe noch ein anderes, ganz tolles verlassenes Sanatorium gefunden.“, verkündet sie mir gutgelaunt beim Frühstück. „Und eine Tropfsteinhöhle auch noch. Wollen wir uns das nicht heute noch ansehen?“ Die Zeit haben wir locker zur Verfügung und begeistert stimme ich sofort zu. Tagesprogram also heute: Iveria Sanatorium und die „Prometheus Cave Tskaltubo“. Ach ja und bei den russischen Trucks vorbei, um ein besseres Foto zu machen. Überaus glücklich beginnt der Tag. Enden wird er anders.

Wir beginnen mit der nicht weit entfernten Tropfsteinhöhle. Alles in allem ist es auch ganz schön hier, so wie man es eben kennt, wenn man zuvor schon mal in so einer Höhle war. Leider ist der Guide unserer Gruppe (ca. 20 Leute) etwas zu flott unterwegs. Auch die Informationen sind schwer verständlich, obwohl er sie auf georgisch und danach (mit deutlich weniger Worten) auf englisch in sein Mikrophon spricht. Er nuschelt und wirkt alles in allem etwas lustlos. Trotzdem gibt einige tolle Momente, bei denen an markanten Stellen die Höhle theatralisch beleuchtet wird und dazu laute, klassische Musik vom Band läuft. Ein ganz besonderes Highlight ist die unterirdische Bootstour zurück zum Ausgangspunkt. Dazu gibt es für jeden auf dem Elektroboot einen Schutzhelm und man muss gucken, nicht mit dem Kopf anzustoßen, an den Felsen dicht über unseren Köpfen.


Das Iveria Sanatorium liegt fast direkt auf dem Weg zu den Trucks und da wir supergut in der Zeit sind, wollen wir heute sogar nach weiter fahren bis nach Batumi. Unsere Zeit in Georgien neigt sich dem Ende. Von hier bis Batumi sind es ungefähr 150 km, das ist in unter 3 Stunden zu machen, ohne Pausen. Aber vorher schauen wir uns das Sanatorium an. Nur wo kommen wir da rein, ist die Frage. Es ist alles von einem hohen Alublechzaun umgeben. Doch da, eine Lücke. Jemand vor uns hat ein Element rausgetreten oder umgebogen, wie auch immer. Wir nutzen diese Lücke auch für uns und gehen rein. Erst sind wir ganz alleine hier unterwegs und staunen nicht schlecht, als wir dieses große Loch in der Decke sehen.

Das ist mal eine prachtvolle Empfangshalle gewesen. Wer weiß, welche Persönlichkeiten hier schon gesund kuriert wurden? Welche Zaren hier wohltuende Bäder und Schlammpackungen verabreicht bekamen? Lange ist das alles her. Nur mehr erahnen lässt sich der einstige Prunk der High Society aus der ehemaligen Sowjetunion. Jetzt zeugen hier eher weniger kunstvolle Graffitis von der Gegenwart. Wir lassen uns treiben und jeder macht für sich Fotos. Jeder sieht was anderes aus einer anderen Perspektive. Wir streifen durch alle Stockwerke, bis hinauf zum Dachgeschoss. Eine kleine abgebrochene Wendeltreppe führt hinauf in ein kleines Türmchen, mit einem Blickwinkel nach oben in den Himmel.

Dies hier müsste der große Speisesaal gewesen sein, noch immer prangen verzierte Stuckarbeiten unter der Decke. Viele Dielenbretter wurden bereits geplündert, aber einige sind noch unter Schutt und Dreck zu erkennen. Wir gehen in die Zimmer der Kurgäste, jedes mit eigenem Balkon mit Blick in den Garten und auf den verspielten Jugendstilspringbrunnen. Teilweise sehen die Zimmer aus, als könnte man mit wenig Renovierungsaufwand direkt einziehen. Meist sind sie aber total verfallen. Die Tapeten hängen zum Teil noch und lösen sich von der Wand, als hätte der Maler zu wenig Kleister genommen. Manchmal weht noch eine alte Gardine vor den offenen Fenstern im Wind. Überall gibt es was zu entdecken. Plötzlich höre ich Stimmen.


Ich mache mich auf den Weg nach unten, es scheint aus der Empfangshalle zu kommen. Höre ich da nicht Jutta mit jemandem sprechen? Ein anderer „Lost Places“ Spotter hat unser Auto außen am Zaun gesehen und denselben Weg hinein gefunden wie wir. Er ist Spanier und alleine unterwegs. Ausgerüstet mit einer großen Kamera und einem kleinen Mietwagen. Er wird jetzt auch hier umherstreifen und alles aus seiner eigenen Perspektive sehen. Ich grüße ihn, beteilige mich kurz an der Unterhaltung und dann ziehe ich weiter. Später treffe ich Jutta wieder und wir befinden genug gesehen zu haben, um aufbrechen zu können. Nur eine Sache jetzt noch, bevor wir endgültig nach Batumi fahren. Auf zu den russischen Trucks.

Wir haben Glück, da stehen sie alle noch, genau so wie gestern. Es ist Platz und ich kann rückwärts in eine Lücke fahren. Die Trucker wundern sich wahrscheinlich mich heute schon wieder zu sehen, aber was soll’s? Ich frage wieder ob ich Ihre Wagen fotografieren darf und sie nicken. Was jetzt passiert wird mich über Wochen verfolgen. Ich stelle mich mitten auf die Straße um eine gute Position auf mein Motiv zu haben. Ich finde einen guten Blickwinkel und spiele ein bisschen mit der Brennweite, da sehe ich im Augenwinkel einen Hund von rechts kommen. Er läuft mitten auf der Straße und ich schaue nicht genau hin, so dass ich erst (als er mir vor die Linse läuft) realisiere, was da gerade geschieht. Ich drücke ab als er mir in das Bild läuft und…….

…..ich jetzt erst erkenne, das er mehr tod als lebendig ist. Er besteht nur noch aus Haut und Knochen. Durch das dünne, völlig verfilzte Fell erkenne ich seine Rippen. Ein Auto fährt an ihm vorbei und es kümmert ihn nicht. Er geht stoisch seinen schleppenden Gang weiter, als will er sagen, erlöst mich doch endlich….
Diese furchtbare, traurige Bild brennt sich mir ins Gehirn und ich kann nicht einschlafen, wenn ich daran zurückdenke. Weil ich mich schuldig fühle. Weil ich mich schuldig fühle, wegen unterlassener Hilfeleistung. Wir sind einfach gefahren, nachdem ich mein verdammtes Foto gemacht habe. Und auch jetzt geht es mir beschissen, während ich hier schreibe und ich fühle mich schuldig. Wir, besser gesagt ich, hätte etwas tun können und tun müssen. Jutta ist im Auto geblieben und hat gar nicht die ganze Tragweite mitbekommen. Ich hätte den Hund ins Auto laden müssen, um ihn zu einem Tierarzt zu fahren. Der hätte dann entschieden, ob er noch eine Chance hat auf ein lebenswertes Leben und behandelt und aufgepäppelt wird. Oder ob er eine Spritze bekommt, um ihn von seinen Leiden zu erlösen. Aber ich habe nichts dergleichen getan. Ich bin einfach weggefahren….
Und damit endet etwas vorzeitig Georgia – Chapter II
….und was als nächstes geschieht….
From Georgia to Turkey and the long way back to the waterhole – Chapter I
Liebe Jutta, lieber Jürgen, während ich jetzt Georgien2 gelesen habe wartet ihr auf Lemmy. Es ist der 31.1. und heute soll er ja ankommen. Hoffentlich geht es gut, denn der Sturm über dem Atlantik ist ja durchaus heftig.
Die Strassenbeschreibungen vom NP in Georgien haben mir teils stirnrunzeln verursacht. Würde ich mich da mit dem Oman fahren trauen? Ich bin der eher der Schisser und habe noch kaum offroad-Erfahrung. Habt ihr eigentlich Schaufeln dabei, oder waren die von euren „Reisefreunden“.
Liebe Grüße manfred
Lieber Manfred,
wir sind auch sehr gespannt, ob LEMMY unversehrt ankommt. Wir haben Mittwochfrüh einen Termin um ihn im Hafen abzuholen und den ganzen Custom-und Papierkram zu erledigen. Der Sturm war wirklich heftig hier, wir haben es uns derweil in unserem Apartment gemütlich gemacht. Ich freue mich über deine stirnrunzelnde Reaktion und das du es ein wenig miterleben konntest beim lesen. Wir haben einen kleinen Klappspaten im Auto, der taugt aber nichts und wir werden hier einen neuen kaufen und auch noch eine Axt. Im Vashlovani N. P. brauchten wir den Spaten allerdings nicht für uns, sondern nur um in der Gruppe den anderen zu helfen. Für den Oman wäre es nicht nötig gewesen die Strecken zu präparieren, er hat genügend Bodenfreiheit und kippt auch nicht so schnell. Wir haben ja den großen 140 Liter Dieseltunk und die 100 Liter Frischwasser, was den Schwerpunk gut nach unten verlagert. Deshalb ist es auch vernünftig mit vollen Tanks offroad zu fahren.
Ach so, aber um reichlich Kratzer am ganzen Auto kommst du nicht rum im Nationalpark.
liebe Grüße aus Halifax,
Juergen
Fertig mit Lesen von Georgia Ch. II,
Jürgen, mein zweiter Helge Timmerberg 😉
Ich warte gespannt auf das nächste Kapitel. Jede Woche lese ich, während ich im Sportstudio meine Muskeln stähle, Deinen Reisebericht und freue mich darauf, wie es weiter geht.
Mach ein Buch draus, wenn ihr zurück seid – ich würd’s kaufen 🙂
Meine liebe Maddi,
tausend dank für dein tolles Kompliment, damit machst du mir eine große Freude, besonders weil ich durch dich erst Helge Timmerberg kennengelernt habe. Ich finde seine Bücher auch total super. Ich hoffe das Chapter über die Rückreise zum Waterhole hat dir auch gut gefallen und in diesem Augenblick ist „ein kurzes Zwischenspiel“ online gegangen.
Würde mich freuen wieder was von dir zu hören, kommst ja selber auch drin vor…