…und wie ich das Geheimnis um das verlassene Bergdorf Skeponi lüfte…
Alle Grenzformalitäten sind erledigt und wir rollen über griechischen Asphalt, glatt und ohne Schlaglöcher. Es geht bergab. Was für ein Unterschied zu Albaniens Landstraßen. Mal sehen ob es bei der Qualität bleibt. Noch fahren wir gerade erstmal seit ein paar Minuten auf dieser Straße, trotzdem fällt es sofort auf. Es ist bereits später Nachmittag und wir wollen heute Nacht frei stehen, ohne Campingplatz. Der Wassertank ist fast voll, die Bordbatterie hat, seit wir Herr Nottebohm in Zadar verlassen haben, einwandfrei funktioniert. Und außerdem wollen wir seit den Erfahrungen mit dem Polarvux Team jetzt viel öfter frei stehen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Nicht dauernd und nicht um jeden Preis, aber schon immer mal wieder. Wir wollen uns ja auch etwas abhärten. Obwohl sowas wie im Kreis Kukes in Albanien wollen wir nicht noch einmal erleben. Aber wenn wir uns nicht ganz unwohl fühlen, dann bleiben wir und sammeln Erfahrungen. HP hat uns einen guten Tipp mit auf den Weg gegeben. Erstmal einen Platz suchen, dann wieder weg fahren und irgendwo einen Kaffee trinken oder so und später zurück kommen, wenn nicht mehr so viel los ist und man weniger beobachtet wird. Wenn man früh schon irgendwo steht, ist die Chance natürlich größer von neugierigen Einheimische entdeckt zu werden. Kann manchmal sehr nett sein, aber eben auch manchmal sehr unangenehm.
Jutta hat natürlich auch bei park4night längst geschaut, was hinter der Grenze so geht. „Da geht ein Weg rechts runter, direkt zum Meer!“, sage ich. „Soll ich abbiegen?“ Nee, da kommt gleich noch was anders.“ Das sah aber total super aus dort, fand ich, sage es ihr auch, fuhr aber weiter. Dann kam der von park4night vermerkte Platz. Wieder ging es rechts runter, einen kleinen abschüssigen Schotterweg. Dann sah ich schon das Malheur. Mindestens sechs weiße Wohnmobile, der ganz vorne stand kam aus Nienburg. Ich sah sofort das NI Kennzeichen. Irgendwie guckt man doch immer zuerst, wo kommen die denn her? Ich wendete, fuhr direkt zurück und murmelte sowas wie: „Ich hab doch gleich gesagt der erste Abzweig sah super aus!“ und sowas in der Art, kriegte mich aber schnell wieder ein.

So, da vorne gleich muss es sein. Links abbiegen und einen ähnlichen Schotterweg runter, dann einen Feldweg lang, vielleicht so 250 Meter, wieder links Richtung Meer und da waren wir. Am Meer. In Griechenland. Das ist Land Nr. 57 auf meiner persönlichen Weltkarte bereister Länder. Wir stehen auf einer ziemlich ausgetrockneten, von stacheligen Pflanzen und leider auch etwas Müll (aber kein Vergleich zu Albanien!) übersäten Fläche.


Wunderschön ist es bei dem rötlichen Licht, das die langsam untergehende Sonne uns beschert. LEMMY wird ausgerichtet, Fotos gemacht, eine große Tüte Müll gesammelt und dann Tisch und Stühle raus. Jetzt ein kaltes Bier aus dem Kühlschrank, Badehose an und die kleinen Campingstühle und ein Handtuch gepackt und dann ab ins Meer. Griechenland hat uns perfekt willkommen geheißen. Wären wir nicht mit Sonja und Lars am 04.09.2021 auf Naxos verabredet, würden wir sicher noch 2-3 Tage hier stehen bleiben, so traumhaft finden wir diesen Ort. Ich möchte aber nicht auf den letzten Drücker an der Fähre in Piräus sein, deshalb geht es nach nur einer Nacht weiter. Aber nicht ohne ein Bad nach dem Frühstück im Meer genommen zu haben. Wir markieren uns diesen Platz auf der Karte. Wer weiß wofür es gut ist?
Dann geht es weiter zum nächsten Übernachtungsplatz auf den Peloponnes. Da kann man gut frei stehen, weiß Jutta von Park4night. Nicht mal 2 Wochen alt sind die Einträge. Die Fahrt dorthin beginnt bald mit einem Ärgernis. Wir fahren Autobahn und müssen für unser Empfinden extrem viel Mautgebühren zahlen. Na was solls, jetzt ziehen wir das durch. Später werden wir Mautstraßen vermeiden, nehmen wir uns vor. Die Fahrt verläuft ein wenig langweilig und eintönig, bis wir zu dieser schönen Brücke kommen, die auf die Peloponnes führt. „Lass uns das mal filmen!“, sage ich zu Jutta. Das machen alle, die hier rüberfahren.
Dann beginnt die Suche nach einem Übernachtungsplatz. Erste Adresse aus der App, Pustekuchen. NO OVERNIGHT CAMPING! Na gut, der nächste Platz vielleicht. NO OVERNIGHT CAMPING! Die Schilder stehen auch bei den folgenden beiden Plätzen. Jetzt haben wir keinen Bock mehr. Jutta hat noch ein Ass im Ärmel. Es gibt einen Platz, da dürfen Camper stehen, der kostet aber etwas. Egal, hin da. Die Plätze, die wir davor gesehen haben, waren alle toll für eine gratis Übernachtung. Aber leider muss es wohl mit den Campern überhand genommen haben und die Verbotsschilder wurden aufgehängt.

Wir finden den kostenpflichtigen Platz, stehen auch hier direkt am Strand. Nur ein Zaun und ein Weg trennen uns vom Wasser. Tisch und Stühle dürfen hier nicht vor den Camper gestellt werden, weil es offiziell ein Parkplatz ist. So spart der Betreiber wahrscheinlich Steuern, umgeht die bürokratischen Hürden, die ein Campingplatzbetreiber erfüllen muss und wir können für wenig Geld trotzdem gut stehen. Für eine Nacht völlig in Ordnung. Ein kleiner Spaziergang über den Strand zu den Restaurants muss noch sein.

Nach einem leckeren Dinner und eisgekühltem Bier im gefrosteten Glas gehen wir schlafen. Cheers!
Am folgenden Tag (Donnerstag, 2.09.) erreichen wir Piräus. Wir stehen wieder auf einem Parkplatz, aber sehr nah am Hafen. Die nette Dame, die den Parkplatz betreibt, empfiehlt uns mit den Bikes Piräus zu erkunden. Genau das machen wir am Freitag, bevor es Samstag früh um 6.30 Uhr nach Naxos geht.

Zuerst schauen wir wo Terminal 7 ist, denn da müssen wir morgen hin, zur Blue Star Ferry. Check! Dann geht es weiter, immer außen an der Küste entlang, denn hier ist es meist flach. Nur gelegentlich kommt eine Steigung auf einen Hang, der dann aber mit tollen Ausblicken belohnt. Es gilt drei Buchten abzufahren. Den neuen Yachthafen, den alten Yachthafen und eine Restaurantpromenade. Was auffällt, die meisten Hotels haben eine sehr schiffsähnliche, maritime Architektur. Balkone erinnern beispielsweise an eine Reling, anderswo sehen Fenster aus wie Bullaugen.
Wir essen lecker zu Mittag am alten Yachthafen und fahren etwas querfeldein zurück, solange es nicht zu steil wird. Noch ein Bummel durch die Fußgängerzone und neue Schuhe für mich gekauft. Jutta ist der Meinung meine beiden alten Turnschuhe haben bald ihr Schuldigkeit getan. Auf dem Rückweg zum Parkplatz sehen wir zufällig, dass vor dem Theater eine Performance aufgeführt wird. Wir schauen etwas zu.

Ich freue mich besonders, weil es mich an mein Theater in Bremen erinnert und auch wir dort viel draußen auf dem Hof und vor dem Haus gespielt haben. Sogar im Theatergarten, in den Wallanlagen haben wir eine Bühne aufgebaut und Vorstellungen gegeben.
So geht ein schöner Tag in Piräus zu Ende und wir gehen sehr zeitig zu Bett. Der Wecker klingelt um 5:30. Nur eben Kaffee gekocht, Brote geschmiert, die Morgenhygiene erledigt und schon sind wir startklar. Die Rucksäcke hatten wir am Abend zuvor gepackt. Mal sehen ob das Tor vom Parkplatz aufgeht. Normalerweise öffnet es erst um 7:00 Uhr, aber wir haben angemeldet sehr früh zur Fähre zu müssen. Die nette Dame erklärt sich bereit etwas eher aufzustehen. Das sei eigentlich zu früh für sie. Sie gibt uns sicherheitshalber ihre Handynummer, falls sie verschlafen sollte. Dann können wir anrufen, damit sie das Tor rechtzeitig von Zuhause aus mit der Fernbedienung öffnet.
Sie hat nicht verschlafen und wir kommen pünktlich, eine Stunde vor Abfahrt am Terminal an. Wir werden direkt auf die Fähre gewunken, nachdem Tickets, Papiere und Impfnachweise gecheckt worden sind. Ab zu unseren reservierten Airline Seats und frühstücken mit unserem mitgebrachtem Kaffee und Butterstullen. Derweil verfolgen Sonja und Lars die Position unserer Fähre, da sie uns abholen wollen. Nach ca. 5 Stunden, zum Glück ruhiger Seefahrt (Jutta wird sonst immer seekrank), kommen wir in Naxos an. Kurz bevor wir ins Auto steigen, schauen wir uns das Einlaufen in den Hafen oben von Deck an. Wundervoll die ganzen weißen Häuser von Naxos dort am Hang.

Schnell ging es rein in den Bauch des Schiffes, langsam nur wieder raus. Endlich sind wir dran. Mannomann, was für ein Gewusel! Überall Fußgänger, eine sich langsam bewegende Autoschlange, dahinten Wartende mit Schildern, die in die Luft gehalten werden.
Wo sind Sonja und Lars? Da vorne, ich sehe sie! Sonja filmt unsere Ankunft, super. Ich kann nicht anhalten, fließe einfach mit, bis ich eine Möglichkeit entdecke. Dort steht ein Lieferwagen in zweiter Reihe, da stelle ich mich kurz hinter. Sie werden uns schon gefolgt sein, ging ja eh nur Schrittgeschwindigkeit. Jo, da kommen sie. Schnelle Begrüßung, Sonja und Jutta hinten in die Kabine, Lars zu mir nach vorne auf den Beifahrersitz. Yes, jetzt sind wir da. Ich soll mit nach den kleinen, rechteckigen Flughafenwegweisern schauen, in die Richtung müssen wir fahren. Ok, geht klar. Mist, war da nicht gerade ein Schild, wo ich hätte rechts abbiegen müssen? „Ja, shit!“ sagt Lars. „Hab ich verpennt. Macht aber nichts, wir können auch hier weiter fahren. Da unter der Brücke kommst doch durch, oder?“ Nee, 2,75m steht da. Ich bin knapp unter 3,00 Meter hoch.
Mist, jetzt ist schnelles Handeln angesagt. Ich habe Gegenverkehr und die Straße ist zu schmal zum Wenden, also schnell Warnblinklicht an und Rückwärtsgang rein. Hinter mir ist zum Glück noch keiner, wollen alle weiter Richtung Flughafen, scheint es. Langsam und konsequent bahne ich mir den Weg. Die Kreuzung kommt, wo ich hätte abbiegen müssen. Ich erzwinge mir Stück für Stück rückwärts eine Lücke in dem nicht endenden Verkehrsfluss und schalte das Warnblinklicht wieder aus. Blinker rechts und wir sind wieder in der Spur. 20 Minuten später kommen wir auf dem Maragas Campingplatz an.
Jetzt begrüßen wir uns erstmal richtig. Dann wird der Stellplatz klargemacht. Wir checken ein und verabreden uns mit Sonja und Lars in ca. einer Stunde, um an den Strand zu gehen. Ich baue draußen alles auf. Tarp aufgespannt undTisch und Stühle raus, denn wir bleiben mindestens 5 Nächte hier. Eigentlich ist es ein Zeltplatz, aber auch einige Wohnmobile finden hier einen Platz. Es gibt Wlan, die sanitären Einrichtungen sind pikobello und das Beste: Der Strand ist direkt gegenüber, nur über eine sandige kleine Straße und schon ist man da. Ein Set mit Sonnenschirm und zwei Liegen, was für uns vier vollkommen ausreicht, kostet pro Tag 9 Euro. Egal. Jetzt ein kaltes Bier wäre geil. Lars geht eben kurz über die Straße und holt vier große Flaschen aus dem Supermarkt gegenüber. Cheers. Wir kommen ins Reden, erzählen von unseren Abenteuern in Albanien, vom Offroad fahren und von der heiklen Begegnung in Kukes. Sonja und Lars hatten es ja über Instagram und Facebook schon mitbekommen, dass da etwas mächtig schräg lief. Wir erfahren was sie so alles erlebt haben auf der bisherigen Reise und noch viel mehr.
Sie bereisen Griechenland und auch Naxos seit den 90er Jahren und kennen sich entsprechend gut aus. Meist wird gezeltet, manchmal ein Auto gemietet und viel gewandert. Viele Inseln wurden schon besucht. Nach Naxos (in 5 Tagen) geht es für sie weiter nach Sifnos. Für uns geht es nach 10 Tagen erstmal zurück nach Piräus, aber soweit ist es noch lange nicht. Die Biere sind leer, jetzt geht Sonja Nachschub holen und wir quatschen und quatschen und ein drittes Bier wird geleert. Wir gehen ins Wasser und genießen die Erfrischung und langsam geht auch schon die Sonne unter. Und wieder mal sehen wir einen dieser traumhaften Sonnenuntergänge bei klarem Himmel … diesmal hinter Paros untergehen.

Zur Feier des Tages gehen wir noch lecker essen. Erstmal unter die Dusche und dann werden wir schon abgeholt, in die Paradiso Taverna. Eben um die Ecke, kurz hinter Manoli, wo wir auch hin und wieder einkehren werden. Es gibt ein paar vorzügliche Meze Gerichte, a half kilo red wine, a half kilo white wine (so heißt das hier halt) und auch noch ein leckeres Dessert zum gelungenen Abschluss. Wir verabreden uns für morgen früh um 11 Uhr.

Mit dem Bus, der direkt vom Maragas Camp fährt, geht es nach Naxos Stadt zum Bummeln. Das Tempeltor wird besichtigt, viele Fotos geschossen, ein Sticker für LEMMY gekauft und ein leichtes Mittagessen verzehrt, dazu ein großes gezapftes Localbier. Sonja und Lars haben sich überlegt für zwei Tage ein kleines Auto zu mieten, um uns die Insel ein bisschen besser zeigen zu können. Wir sind begeistert. Dann sprechen wir etwas über die Pläne, was man so machen kann.
Eine kleine Wanderung zu einem Wasserfall wäre möglich, ein paar schöne Strecken fahren und sich die 3 Kouros (Atfaraggi, Atflerio, Apollonas) ansehen. Die große Wanderung auf den Zas, den höchsten Berg auf Naxos wurde wegen starker Bewölkung von Sonja und Lars auf unbestimmte Zeit verschoben. Dann gibt es noch einen Palmenstrand, aber ganz im Süden, da waren wir aber noch nicht und auch Dollys Cove und Darling Beach haben wir noch nicht gesehen. So weit, so gut erstmal.
Noch ein paar Früchte zum Nachtisch und mit dem Bus wieder zurück zum Maragas Beach. Es geht auf vier Uhr zu und wir wollen nicht zu spät am Strand sein zum four o’clock beer. Flink in die Badesachen geschlüpft und ab zum Strand.

Sonja und Lars sind schon da am angestammten Platz. Mit zwei Liegen unterm Sonnenschirm und vier Flaschen eiskaltem Bier vom Supermarkt gegenüber. „Hey!“, sagt Lars zu mir. „Ich habe gesehen, du hast was unter dem Hashtag Lost Places gepostet.“ „Ja stimmt.“, sage ich. „Du meinst dieses alte Auto, oder?“
Genau. Das war auf den Peloponnes, ich bin zufällig dran vorbei und sage noch zu Jutta: „Hast du das auch gerade gesehen?“ „Ja, habe ich!“ sagt sie. „Das war ja cool.“ Ich halte und will drehen, da erhebt sie Einspruch. „Guck mal da ein großer Supermarkt, halte da, ich kaufe ein und du gehst fotografieren!“ Abgemacht.
Ein uraltes Autowrack! Ein Ford, komplett rostig, steht hier einsam und verlassen in einem baufälligen, nicht fertig gestelltem Haus. Offen zu beiden Seiten, zur Straße und nach hinten raus zum Meer. Es sieht so skurril aus, dass ich unweigerlich an Christine von Stephan King denken muss. Es ist zwar kein Plymouth Fury von 1958, aber ich sehe fast vor mir, wie er wieder zum Leben erwacht. Wie er zu alter Frische findet und der V 8 Motor anspringt und er langsam auf mich zurollt….Ich höre auf rum zu träumen und mache mich auf den Weg zum Supermarkt. Wir haben noch einiges an Fahrt vor uns.


„Hier gibt es auch so einen Lost Place“, sagt Lars zu mir. Zwei sogar. Ich werde ganz hellhörig. Es gibt hier einen Hotelbau, der ohne Baugenehmigung Ende der 1970er Jahre errichtet wurde, aber nie eröffnet hat. Solche Schwarzbauten waren nicht selten seinerzeit, doch dieser fiel wohl unglücklicherweise einer Kontrolle zum Opfer. Die Alyko Beach Hotel Ruine.
„Das muss ich sehen!“, sage ich und wir nehmen uns vor mit dem Mietwagen dorthin zu fahren. „Was ist das Zweite?“, frage ich. „Noch ein Bier?“, fragt Lars. „Klar, ich geh schnell was holen.“ Mit neuem Bier versorgt, frage ich weiter. „Was ist der zweite Lost Place?“, dränge ich Lars. Da gibt es dieses verlassene Geisterdorf oben in den Bergen. Es liegt 3,5 km hinter dem zweiten Stausee. Es heißt, dort haben in den 1960er Jahren ca. 60 Menschen gelebt. In etwa einem Dutzend Häuser, mit einer kleinen Schule und einem Dreschplatz. Einmal pro Woche kam ein Mönch des Klosters Faneromeni herauf. Eine Straße gab es nicht, alles musste mit dem Esel transportiert werden. 1969 verließ der letzte Bewohner Skeponi. So hieß dieses verlassene Bergdorf. Niemand weiß warum die Bewohner dieses raue Gebiet verlassen haben. Merkwürdige Legenden ranken sich um dieses Dorf. Wer auf der Insel danach fragt, trifft auf Schulterzucken und einem Mantel des Schweigens. Es scheint, als hätten die meisten Bergbewohner fluchtartig ihre Häuser verlassen. Sie waren unverschlossen und man fand Kleidung und Essensreste. Auf einem Tisch lag noch eine Brille. Was geschah damals in Skeponi?
„Lars, da muss ich hin! Das müssen wir sehen. „Ok, aber nur bis zum zweiten Stausee, danach ist der Weg zu schlecht.“, sagt Lars. Was für mich jetzt schon hundertprozentig klar ist: Da fahr ich hin. Das schaue ich mir an. Das Rätsel um Skeponi will ich lüften. Das Bier ist alle und ab geht es ins Meer. Ich male mir aus, wie es dort oben wohl aussehen mag. Und ich werde es erleben, wenn Sonja und Lars bereits auf der nächsten Insel sind.
Später treffen wir uns bei Sonja und Lars am Zelt. Stühle bringen wir mit, Wein und Käse auch. Zu jedem Zeltplatz gehört auch ein Tisch und zwei Stühle, so das ausreichend Platz für uns alle vier da ist. S&L haben auch schon Einiges an kleinen Köstlichkeiten bereit gestellt. Sie sind beide Vegetarier und ich bemerkte auch schon im Restaurant: Es gibt eine Vielzahl an fleischlosen Leckereien in Griechenland. Wir trinken und essen noch gemeinsam und reden über den morgigen Tag, über dies und das und bekommen auch noch wertvolle Tipps, was unsere weitere Reise ohne S&L betrifft.
Meteora müsst ihr unbedingt sehen. Delphi liegt auch auf eurem weiteren Weg, wenn es nach Norden geht, Richtung Istanbul. Meteora wollten wir sowieso sehen. Delphi? Klar, machen wir auch. So ging schon der zweite Tag dahin.
Als wir am nächsten Morgen um 11 Uhr fertig waren, da hatten sie schon einen kleinen, weißen Peugeot vom Verleiher abgeholt, mit Automatikgetriebe. Die Kosten haben wir uns selbstverständlich geteilt. Gefahren ist Lars. Stets umsichtig und vorausschauend, so dass wir uns rundum sicher fühlten.

Zuerst geht es zum Routsouna Wasserfall, d. h. wir fahren zum Wandereinstiegspunkt bei einem kleinen Bergdorf, parken und tauschen unser Schuhwerk gegen die Wanderschuhe im Kofferraum. Kleine Rucksäcke mit Wasser und etwas Verpflegung sind natürlich bereits gepackt. S&L ausgestattet mit jeweils einem Wanderstock, Jutta mit zwei Stöcken. Ich bevorzuge freihändig zu gehen.

Zügig geht es voran, hier und da eine Bergziege, manchmal auch mehrere. Nur wenige andere Menschen begegnen uns hier. Insgesamt haben wir vielleicht 6-7 Leute getroffen, allesamt auf dem Rückweg. Manchmal müssen wir einen Zaun öffnen und hinter uns wieder schließen, wegen der Ziegen nehmen wir an. So nach etwa 80-90 Minuten Wanderung mit verschiedenen Fotostopps, wo auch mal etwas posiert wird, durch eine schöne Bilderbuchlandschaft, erreichen wir den Wasserfall. Eher ein Wasserfällchen. Aber wegen des Wasserfalls sind wir eh nicht los, sondern wegen der Wanderung.
Kurze Pause vor dem Rückweg (der Weg geht auch noch weiter, aber dann wäre es nicht mehr möglich gewesen unser „four o’clock beer am Strand Termin“ einzuhalten), ein bisschen Obst, ein paar Müsliriegel und etwas Wasser. Dann machen wir uns auf den Rückweg. Wieder am Auto tauschen wir die Schuhe und weiter geht es durch ein paar schöne Ortschaften, über gute Asphaltstraßen. Ein paar Serpentinen rauf und runter, immer wieder mit großartigen Aussichten auf das Meer, auf weiße Kirchen mit blau getünchten Dächern, auf kleine Orte, allesamt weiß und sich eng an die Berghänge schmiegend. Das macht mir Lust auf mehr. Und in ein paar Tagen fahre ich selber um diese wunderschöne griechische Insel.

Nun verstehe ich, warum S&L immer wieder zurück kehren nach Naxos. Wir schaffen es nicht ganz pünktlich zum vier Uhr Bier am Strand. Jutta und ich beschließen sogar noch einen späten Mittagsschlaf zu halten. S&L vollziehen ihr Ritual, wir hören eine Folge von DIE DREI FRAGEZEICHEN zum verspäteten Mittagsschlaf. Hmm welche Folge nehmen wir? Die Drei ???….und der unheimliche Drache. Check. Danach ab in die Badeklamotten und direkt zum Strand. Mal sehen ob Biernachschub von Nöten ist. Bier ist fast alle. Jemand geht los und holt vier neue Flaschen vom Supermarkt gegenüber, neben Manoli, wo wir heute Abend essen werden.


„Morgen machen wir aber die Hotelruine und Skeponi, ok?“, vergewissere ich mich. Ja, geht klar und die drei Kouros evtl. auch noch. Noch ein Bier, einen weiterer, etwas wolkenverhangenen Sonnenuntergang über Paros, eine fantastische Abkühlung im Meer, eine Dusche und ein leckeres Abendessen bei Manoli. Danach sitzen wir noch etwas bei uns am Camper, unterhalten uns wie üblich ganz ausgezeichnet und merken erst, als wir später wieder zu zweit unterwegs waren, wie schön es war, zu viert diese wenigen Tage gemeinsam verbringen zu können.
„Gleich elf Uhr, bist du fertig?“, frage ich Jutta. Heute ist ein großer Tag für mich. Ich freue mich riesig auf die Hotelruine und noch mehr auf Skeponi. Jaja, bin fertig. Los gehts! An der Küste entlang runter nach Süden. Die Straßen hier sind zuweilen keine Straßen, sondern Pisten. Viel Sand und viele Schlaglöcher und Wellblech. Lars mag das gar nicht mit dem Leihwagen, ich freue mich schon darauf mit LEMMY. Da kommt sie in Sicht, die Hotelruine. Meine Stimmung sinkt, die Vorfreude ist dahin. Sieht irgendwie langweilig aus von hier. Ich sehe ein paar flache Bauten, in die Breite gezogen, aus Beton. Alles eingebettet in eine Dünenlandschaft und der Strand ist dahinter. Ich lasse mir nichts anmerken. Wir parken, steigen aus und ich sollte eines Besseren belehrt werden. Die Tagesgäste und die Schönheit des Strandes außer Acht lassend, konzentriere ich mich auf die Hotelruine.

Und je länger ich hier umherstreife, keine Ahnung wo Jutta ist, wo S&L sich rum treiben, desto mehr werde ich in den Bann gezogen, verfalle dem Charme der liebevollen Graffitis überall an den Wänden. Ich bin plötzlich total fasziniert.


Es sind mehrere Gebäude, überall sieht man auf das Meer. Es gibt keine Türen, keine Fenster, nur das nackte Betonungetüm. Man muss aufpassen, wo man hintritt. Innen in den Zimmern, neben den langen Fluren tun sich Löcher auf, anderthalb Meter Durchmesser. Sogar außen, zwischen den Gebäuden ist es unterkellert und riesige Löcher tun sich auf.

Eine neue Faszination nimmt mich in Besitz, nach den Lost Places. Graffitis. Ich mache unzählige Bilder. Überall großartige Motive, dann fällt das Licht durch Spalten in der Decke und beleuchtet die Kunstwerke auf so sensationelle Art und Weise, dass es mir schwer fällt es zu beschreiben. Ein alter, verrosteter Eimer liegt im Raum. Durch einen Spalt in der Decke strömt Licht, ich lege den Eimer in eine etwas andere Position und es sieht aus, als ob das Licht direkt aus dem Eimer heraus fließt.

Ich finde eine Treppe auf das Dach. Ich überblicke das ganze Terrain, den Strand, die Dünen, die Nebengebäude. Da sehe ich auch Sonja und Lars, Sonja sieht mich auf dem Dach, hält die Kamera auf mich. Ich winke. Da sehe ich auch Jutta wieder. Irgendwie scheint jeder von uns in den Bann dieses Gemäuers gezogen worden zu sein. Alle streifen umher, jeder für sich, jeder bei sich. Die Zeit vergeht viel zu schnell. Wir müssen irgendwann weiter, doch mir ist klar, ich komme wieder. Wir fahren weiter, jetzt sind die drei Kouros dran. Zwei schaffen wir, den Dritten machen Jutta und ich alleine, wenn S&L auf Sifnos sind. Die Kouros sind uralte, aus Stein gehauene Figuren, wunderschön anzusehen. Und wie so oft, der Weg ist das Ziel.
So, jetzt aber noch nach Skeponi. Da ist schon der erste Stausee. Weiter gehts bergauf. Dann, nach einer Weile Fahrt, der zweite Stausee. Da lang Lars, rechts am Stausee vorbei. Ich sitze neben Lars auf dem Beifahrersitz. „Augenblick mal!“, sagt Lars. „Da geht es nicht weiter.“ „Doch, guck doch, eine Weg.“ „Nee, nicht mit dem Leihwagen.“ Und er hat recht. Wir halten und ich mache es mal wie Hans Peter vom Polarvux Team. Ich gehe die Piste etwas auskundschaften, während die Anderen ein paar Snacks zu sich nehmen und den ausgetrockneten Stausee bestaunen. Was ich zu sehen bekomme, erfüllt mich mit Vorfreude. Eine ausgezeichnete Offroadpiste. Ich bin etwa eine halbe Stunde zu Fuß unterwegs, um mir einen Eindruck zu verschaffen und der Eindruck ist verheißungsvoll. Es ist eine schöne Sandpiste am Berg entlang. Nicht zu schmal, soweit ich gucken kann und nicht zu anspruchsvoll für mein Können. Etwas Geröll und Schotter zwischendurch ist auch kein Problem, weder für mich, noch für LEMMY. Ich habe genug gesehen und wandere zurück zu den Anderen.
Heute ist der letzte Abend und wieder schaffen wir es nicht ganz pünktlich zurück zu sein. Klar ist zu diesem Zeitpunkt: Skeponi und Hotelruine Alyko, ich komme wieder! Sehr bald! S&L sind so lieb, dass sie Jutta und mich erst am Maragas Camp abliefern, damit wir noch eine Folge von den drei Fragezeichen hören können, bevor sie den Peugeot zurückgeben, um dann am Strand auf uns zu warten. Ein letztes Mal gibt es Bier vom Supermarkt gegenüber, neben Manoli, wo wir zu Abend essen werden. Ein letztes gemeinsames Baden im Meer, mit Sonnenuntergang hinter Paros. Ein weiteres Mal sitzen wir am Zelt bei Sonja und Lars, trinken den letzten Wein und sind etwas traurig, da morgen der Abschied unausweichlich ist. Viel zu schnell ging die Zeit vorbei.
So ist es in Deutschland nie, da verbringen wir nicht soviel Zeit zusammen, obwohl wir nicht so weit voneinander entfernt sind. Oldenburg ist der Lebensmittelpunkt von S&L, eine Dreiviertelstunde von uns weg. Naja, irgendwie aber auch klar, im Urlaub ist halt alles anders, man hat Zeit, keine Verpflichtungen oder Termine (außer den four o’clock beer Termin am Strand), aber so ist es halt. Wir nehmen uns vor, uns öfter zu sehen und Zeit gemeinsam zu verbringen.
Ich möchte nicht viele Worte zum Abschied verlieren. Wir begleiten S&L mit dem Bus zur Fähre, essen noch eine Pizza am Hafen zusammen, trinken noch ein Bier und dann sagen wir tschüss. In Kontakt bleiben wir sowieso, über Facebook, Instagram, Telefon und Whatsapp.

Jutta und ich bummeln etwas in Naxos Stadt, shoppen und fahren dann mit dem Bus zurück zum Campingplatz. Der erscheint uns jetzt trostlos und leer. Nur noch der Katzenmann ist da. Der verbringt 5 Monate im Jahr hier auf dem Maragas Campingplatz, habe ich bei einer Unterhaltung herausgehört. Er liegt viel in seiner Hängematte und schlendert mehrmals am Tag bei uns vorbei, meist gefolgt von zwei bis drei Katzen. Er füttert sie und kümmert sich um sie. Und sie um ihn, wie es mir scheint.
Morgen ist mein Geburtstag, aber das wird kein schöner Tag. Jutta möchte mir schon einen schönen Tag bereiten, aber es gelingt uns beiden nicht so recht es dazu kommen zu lassen. Ich lege nicht besonders viel Wert auf diesen Tag, obwohl ich mich natürlich riesig freue, über die ganzen Glückwünsche, die mich auf allen möglichen Kanälen erreichen. Es wird ein leckeres Frühstück gezaubert. Mit einem Mal steht auch Nutella auf dem Tisch und so viele tolle Kleinigkeiten gibt es nebenbei. Große Geschenke wollten wir uns eh nicht machen auf der Reise. Jutta hatte ja am 17.08. schon ihren Geburtstag in Dubrovnik gefeiert. Geschenke von Zuhause mitnehmen? Ausgeschlossen! Man kann im Camper nichts vor dem Partner verbergen.
Alles und jedes hat seinen festen Platz. Ansonsten ist man nur am Suchen. Ordnung ist auf so einer Reise ungeheuer wichtig. Ordnung und Disziplin. Wo also ein Geschenk verstecken? Ist nicht möglich. Es geht schon los, wenn ich mal meinen Leatherman woanders für besser aufgehoben halte. Wo ist das Scheißding jetzt wieder? Der war doch immer hier. Ach ja, den habe ich ja jetzt in die andere Schublade gepackt, damit ich von außen besser ran komme. Camper kennen das. Also am Besten für alles einen festen Platz haben und nix ändern oder gut merken, besser noch aufschreiben, wo der neue Standort ist.
Aber um Geschenke ging es hier auch gar nicht. Wir saßen draußen unter dem Tarp, hatten gerade den zweiten Kaffee getrunken nach dem Frühstück und unterhielten uns über die weitere Reise. Unsere Ziele und Wünsche gehen hier schon etwas auseinander, von Anfang an, aber das ist nichts Neues. Heute war Jutta aber besonders traurig. Es kam heraus, das Reisen alleine reiche ihr nicht, sie bräuchte Aufgaben und Ziele. Heute hier und morgen da und immer so weiter, was soll das? Sie hinterfragte im Grunde gerade alles, was für mich das Allerwichtigste war. Reisen. Heute hier und morgen da. Erfahrungen machen.
Da fällt mir wieder dieses wundervolle Lied von Marek Grechuta ein, was mir eine ganz besondere Person aus dem Theater mit auf die Reise gab. Sie schickte mir den Text als Mail kurz vor meiner Abreise und ich hatte Tränen in den Augen, weil sie sich was gedacht hatte dabei und weil ich dachte: „Ja, stimmt genau was er da singt in dem Song!“
Er singt: „Wichtig sind die Tage die unbekannt sind, die sind wichtig!“ und damit hat er verdammt recht. Das ist genau meine Reisephilosophie.
Was also ist jetzt los? Ich versuchte es damit zu erklären, das S&L weg waren, dass wir hier auf einem nun trostlosen Platz standen, dass es wehte und die Aussicht uns nicht gefiel und wir einfach deprimiert waren, weil die schönen Tage, die wir zu viert verbrachten vorbei waren. Wir wollten eigentlich meinen Geburtstag hier schön feiern auf dem Maragas Campingplatz und abends schön Essen gehen bei Manoli, aber dazu hatten wir gar keine Lust mehr. Wäre doch sowieso deprimierend ohne Sonja und Lars. Lass uns hier abhauen. Und so machten wir es dann auch.
Am nächsten Morgen ging es los. Zuerst nach Skeponi und dann wollten wir irgendwo frei stehen. Endlich mal wieder wildcampen…und dann war die Welt auch wieder in Ordnung. Ich war schon ganz aufgeregt, die Sache mit dem verlassenen Bergdorf hatte mich von Anfang an fasziniert. Und nun fahre ich dahin. Mit Jutta und LEMMY, fahre dort weiter, wo Andere umdrehen müssen. Fahre mit einem Ziel und einem Auftrag. Ich will zum Einen diese Strecke fahren, die 3,5 km lange Ruckelpiste, immer entlang am Berghang zur rechten und am Abgrund zur linken Hand, hinter dem zweiten Stausee, bis zum mysteriösen, verlassenem Bergdorf Skeponi.

Der erste Stausee liegt bereits hinter uns, der zweite Stausee erscheint vor uns. Hier, wo Lars sich entschlossen hatte nicht weiter zu fahren, geht es für uns im zweiten Gang ohne Probleme weiter. Wir haben die Bodenfreiheit, wir haben die AT Reifen und wir haben Allrad und wenn es drauf ankommt mit Untersetzung. Wir kommen gut voran und Jutta ist entspannt, was auch mir ein gutes Gefühl gibt. Es wird enger und hin und wieder kommt eine Steilkehre, die ich aber ohne Allrad und ohne zurücksetzen zu müssen nehmen kann. Links geht es steil runter, rechts am Berg ist eine tiefe Auswaschung von ca. einem halben Meter Tiefe. Aber die Spurbreite reicht aus. Nach einigen Kurven und etlichen Engstellen sehen wir die ersten Häuser oben in der Bergflanke. Ich halte auf der Piste. Es ist eh eine Sackgasse und wir müssen den selben Weg zurückfahren. Entgegengekommen ist uns niemand und ich rechne auch nicht damit, dass uns auf dem Rückweg jemand entgegen kommt. Falls doch, dann muss halt der zurücksetzen, bei dem die nächste Passiermöglichkeit näher ist. Oder der, der es einfacher hat zurückzusetzen. Oder im Zweifel der Kleinere. Ich nehme nicht an der Kleinere zu sein, hier auf dieser Bergpiste, wo ich gerade so durchkomme mit der Breite von etwa 2,50 m.
Aber jetzt wollen wir erstmal Skeponi erkunden. „Wo geht es denn lang?“, fragt Jutta. „Na da hoch, nehme ich an!“, sage ich. „Nee, da klettere ich nicht hoch.“ „Schade!“, sage ich. „Dann geh ich alleine.“ Ich kraxel diesen schon etwas beschwerlichen Weg hoch. Weg kann man es eigentlich auch nicht nennen. Es ist eher ein einfacher Klettersteig ohne Sicherung. Aber da Jutta nicht so trittsicher ist und zudem noch unter gelegentlichem Drehschwindel leidet, ist es wohl die richtige Entscheidung gewesen unten zu bleiben. Mir ist es auch recht, dass LEMMY beaufsichtigt wird in dieser unwirtlichen Gegend.

So ganz geheuer ist mir das hier auch nicht. Was stimmt nicht mit diesem Dorf? Warum wurde es verlassen? Ich will es wissen. Festhalten und nicht abrutschen, dann ist es ganz einfach hoch zu kommen. Höhenangst sollte man nicht haben. Aber schwierig ist es nicht hier hinauf zu kommen. Ich bin oben und sehe weniger als ein Dutzend Häuser, in meiner Erinnerung sind es sieben oder acht. Unheimlich ist mir aber schon. Die meisten Häuser liegen dicht beieinander. Nur eines, das Längste von allen, das liegt weiter oben, etwas abseits von den Anderen. Ich nähere mich langsam, schaue runter zu Jutta. Da sehe ich sie und LEMMY, das gibt mir ein gutes Gefühl und ich gehe weiter. Eigenartige Pflanzen wachsen hier. Die habe ich schon auf der Wanderung zum Wasserfall gesehen, nicht aber in dieser Größe. Na klar, hier ist auch weniger los, da können die Pflanzen schon besser wachsen, erkläre ich mir selber. Wer kommt hier schon her? Ich nähere mich dem ersten Haus, Jutta ist noch da, LEMMY auch.


Ich schaue hinein. Ein Bettgestell aus Metall, hinten im Zimmer. Höchstens 1,60 lang und 90 cm breit. Überall Schutt, Balken unter der Decke. Keine Tür, keine Fenster. Ein Schuh auf einem breiten Bettgestell.
Dort ein Nachttopf. Weiter zum nächsten Haus. Eine halbe Tür völlig verrottet, hängt noch im Rahmen. Mir ist äußerst unbehaglich zumute, aber ich gehe hinein.

Eine alte kaputte Puppe liegt im Dreck. Eine Feuerstelle in einer Wandnische meine ich zu erkennen. Ich fühle mich beklommen hier drinnen, schnell wieder raus an die Luft, denke ich bei mir und beeile mich hier rauszukommen. Wieder an der frischen Luft, muss ich an die Filmreihe „Wrong Turn“ denken. Ich kann von mir sagen, dass ich schon ein Horrorfilm Fan bin, dass ich den Nervenkitzel liebe. Aber wenn ich jetzt daran denke, dass hier plötzlich so ein degenerierter Hillbilly, so ein Hinterwäldler in der Ecke kauert, wo ich gerade um die Ecke gucke? Wieder geht meine Fantasie mit mir durch und ich rechne mit dem Schlimmsten. Zwei, drei andere Häuser nehme ich noch unter die Lupe und komme zu immer mehr Erkenntnissen.
Aber was ist mit diesem einen Haus, abseits da oben? Da muss ich auch noch schauen, obwohl sich mein Innerstes sträubt, sich sagt, geh da nicht hoch! Nicht zu dem Haus. Das war mal die Schule. Ich gehe hoch, sehe auf dem Weg nach oben diese seltsamen Pflanzen, die nirgends sonst so groß sind. Ich halte Ausschau nach Jutta, sehe sie nirgends. LEMMY ist auch aus dem Sichtfeld verschwunden. Ich steige eilig wieder hinab. Ah, da sind sie. Sieht sie entspannt aus? Ja, eigentlich schon. „War wohl eine Überreaktion von mir!“, denke ich und steige wieder hoch. Unmittelbar bin ich in Gedanken wieder bei Filmen wie „The Hills Have Eyes“ oder der „Wrong Turn“ Reihe. Was wenn jetzt ein Pfeil geflogen kommt? So ein Blödsinn, sage ich mir und gehe weiter. Oben angekommen schaue ich mich um im größten Gebäude, hier oben in Skeponi. War dies das Schulgebäude? Was ich hier sehe, deckt sich mit den zuvor gewonnenen Erkenntnissen….

Jutta erkundet inzwischen unten die Gegend und findet einen guten Platz zum Wenden. Dieses alte, verlassene Bergdorf war nur vom zweiten Stausee aus zu erreichen, weiter geht es hier nicht. Ich bin sehr erleichtert, als ich wieder unten ankomme und Jutta und LEMMY wohlbehalten vorfinde. „Lass uns hier schleunigst verschwinden!“, sage ich. „Soll ich gucken und dich einweisen?“, fragt sie. „Nee, hab Rückfahrkamera, na gut, wegen der Höhe der Bäume vielleicht.“ Dann fahren wir zurück zum zweiten Stausee. Ich muss mich ziemlich konzentrieren auf die Strecke, denn es ist extrem eng und der olle Blechzaun ist nur ein optischer Schutz, aber kein Physischer.
Nachdem die anspruchsvolle Passage gemeistert ist, guckt Jutta mich an. Ja und? Ja und was??? Ich halte kurz an, lege meinen rechten Zeigefinger auf meine Lippen und sage nichts. Jutta drängelt weiter, nun sag schon, was war los? „Ich kann es dir nicht sagen!“, sage ich. Ich lege den Mantel des Schweigens darüber. Und wer mich in Zukunft darauf ansprechen sollte, der wird nichts als ein Schulterzuckern ernten. Dann fahre ich weiter, schweigend.
Nach den dreieinhalb Kilometern auf dieser Offroadpiste, ohne entgegenkommende Fahrzeuge, erreichen wir wieder den zweiten Stausee und die Straße. Den dritten Kouros wollen wir noch sehen und er ist der beeindruckendste von allen, finden wir beide. Er ist riesig, liegt aus dem Stein gehauen einfach auf dem Boden und schaut gen Himmel.

Wir fahren ganz im Norden um die Insel und dann auf der anderen Seite wieder runter in den Süden, erst quer durch, dann bald wieder an die Küste.

Wir erkennen Manches wieder, denn zum Teil sind wir bei Lars im Auto schon hier vorbeigekommen. Allerdings nicht diese Küstenstraße, die uns zum einzigen Palmenstrand von Naxos führen wird. Sie ist leider sehr gut ausgebaut und scheint fast neu zu sein. Ich hatte darauf gehofft noch etwas abseits fahren zu können und dementsprechend auch dort am südlichsten Zipfel andere Overlander anzutreffen. Unter Palmen. Es gibt eine Abkürzung, nicht sehr lang, nur ein paar Kilometer, aber immerhin. Ich kann Jutta überzeugen diese mit mir zu nehmen und da haben wir wieder etwas Nervenkitzel. Nichts im Vergleich zu dem, was uns morgen erwarten wird. Nach dieser schönen, kleinen Abkürzung auf Schotter kommt bald schwarzer, glatter Asphalt. Immer wieder sind wir unglaublich dicht am Meer, es scheint zum Greifen nah. Wir haben hinter jeden Kurve neue bezaubernde Eindrücke und ich könnte ständig anhalten um Bilder zu machen, aber dann würden wir erst Stunden später ankommen. Also drauf gepfiffen und wir genießen die Ausblicke ohne Fotos zu machen, speichern die Eindrücke im Kopf ab und kommen gegen späten Nachmittag an das Ende der Asphaltstrecke. Yes, noch etwas Offroad bevor wir ankommen. Nur eine kurze Passage und dann sehen wir unser Ziel.

Und guck mal da, ein Pickup Camper aus Frankreich. Viele Palmen sind es nicht, ein knappes Dutzend. Aber wunderschön ist die kleine Bucht mit dem kristallklarem Wasser, dem Boot an dem kleinen Anleger und der sich langsam rot färbenden Sonne, die dabei ist sich hinter den Bergen rechts zu verabschieden. Zwischen den Palmen hängen vereinzelt Hängematten von anderen Travellern. Nur sehr wenige Leute sind hier und ich frage mich, warum eigentlich? Klar, kein Hotel hier und auch kein Campingplatz. Nur diese Wiese, wo wir frei stehen dürfen (eine Spende wird allerdings erbeten) und eine kleine Bar gibt es hier. Die Bar bietet kühle Drinks und einige einfache Speisen. Eigentlich doch super, dass sich hier noch kein Hotelier breit gemacht hat. LEMMY steht und da wir morgen wieder weiter fahren werden, wird nur das Nötigste aufgebaut. Jetzt ab ins Wasser, bevor die Sonne untergeht.

Am nächsten Morgen nehmen wir den Kaffee und die Badesachen gleich mit zum Strand. Frühstück wird völlig überbewertet. Nach dem zweiten Kaffeebecher geht es ab ins Meer und wir verlassen diesen tollen Ort, der wohlmöglich nicht mehr sehr lange so einsam und verlassen bleiben wird.
Der heutige Tag wird aufregend, nicht ganz ungefährlich, wir werden umdrehen müssen und einen fantastischen Übernachtungsplatz finden. Aber eins nach dem Anderen. Lars hat uns seine Naxos Karte dagelassen. Wir haben davor gesessen und uns die Route vom Palmenstrand zurück angesehen. Der Strand ist eine Sackgasse, aber dennoch gibt es eine Route die südlich, also unten rum, zurück führt zum Maragas Beach. So müssen wir nicht den selben Weg zurückfahren, (obwohl es die schönste Strecke bisher auf Naxos war) und ich komme ein weiteres Mal in den Genuss richtig Offroad zu fahren. Und zwar ordentlich viel Strecke. Zwar wollten wir noch nicht zum Campingplatz zurück, aber schon dort in der Nähe ein weiteres Mal frei stehen. Vorher hatten wir uns schon einige Optionen mit S&L angeschaut. Also noch die kleine Spende für die netten Barbetreiber in die Tipbox und los gehts.
Ein kleines Stück zurück müssen wir schon, denn hier raus geht es nur in eine Richtung. Dann links halten und rein in die Offroadpiste. Hier wird es ziemlich schnell richtig anspruchsvoll für mich. Ich bin ja noch nicht so wirklich erfahren, was das Offroad fahren angeht. Und ich möchte mit unserem Heim auf vier Rädern nicht zu viel riskieren, denn wir wollen noch weit und lange damit fahren. Diese Reise soll weiter gehen. Wieviel also kann ich LEMMY zumuten, wieviel Jutta und vor allem, was kann ich mir zutrauen? Es geht gleich richtig zur Sache. Juttas Stresspegel steigt. Es geht steil rauf auf unbefestigtem, mit Schlaglöchern und Auswaschungen gemustertem Boden und überall Geröll. Zum Glück nicht all zu weit, etwas 30-40 Meter hoch, aber dann sofort eine enge Kurve und rechts wieder runter. Allrad rein, aber mit Untersetzung oder nicht? Der Wendekreis wird schlechter, wenn ich 4 Wheel high einschalte, noch schlechter wird es mit Untersetzung, 4 Wheel low. „Komme ich dann noch um diese enge Kehre?“, frage ich mich. Ich entscheide mich ohne Untersetzung zu fahren und es geht gut. Auch ich habe Herzklopfen, während LEMMY langsam den Hügel aufwärts zieht. Jetzt um die Kurve und der Radius reicht. Abwärts jetzt, so wie ich es gelernt habe, immer so langsam wie möglich und so schnell wie nötig. Das gilt im Grunde fast immer in heiklen Offroad Situationen. Wieder in der Senke fahren wir weiter. Fuck, was ist denn das jetzt? Der Weg ist versperrt von einem Metallzaun. Das haben wir auch schon auf Wanderungen erlebt, hier auf Naxos, aber auch schon woanders. Zum Beispiel in der hohen Tatra in der Slowakei. Das ist wegen der Ziegen, oder Schafe sage ich. OK! Eigentlich hätte Jutta längst abgebrochen, aber da wir diesmal nicht nur aus Spaß hier lang fahren, sondern tatsächlich von A nach B wollen, stimmt sie mir zu. Wir öffnen also den Zaun, fahren hindurch und schließen ihn dann wieder. Einfacher wird die Strecke nicht und Jutta steigt hin und wieder aus um zu schauen. Wie geht es hinter der nächsten Biegung weiter? So arbeiten wir uns eine Weile voran, ohne wirklich viel weiter zu kommen. Nur sehr langsam zwar, aber ich traue mir mehr zu und auch das, was der Ranger alles so macht beeindruckt mich immer wieder. Ich brauche viel mehr praktische Erfahrung und das absolut wörtlich genommen. Das wird auch mein Selbstvertrauen und meine Sicherheit steigern. Dann sind wir hier genau richtig, denke ich. Da muss Jutta wieder mal die Strecke checken und aussteigen. Ich warte im Auto und warte und warte. Ich stehe am Hang mit starkem Gefälle rückwärts und auch mit Gefälle nach links. Vor mir eine Y Gabelung. Links geht es nicht weiter. Dead End am Meer. Jutta erkundet den rechten Weg aus dem Y raus und ist aus meinem Sichtfeld längst verschwunden. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt sie um die Ecke und schüttelt den Kopf. Shit, ich habs befürchtet. Da geht es auf keinen Fall weiter und außerdem ist die Durchfahrt verboten. Da steht ein Schild. Mist, auf der Karte von Lars schien die Piste befahrbar zu sein. Vielleicht nur von der anderen Seite, reimen wir uns zusammen. Als Einbahnstraße? Später werden wir es erfahren. Aber was jetzt? Verdammt. Kann ich da irgendwo drehen? Ausgeschlossen! Meine Nervosität steigt etwas, aber ich bleibe ruhig und gelassen und lasse mir nichts anmerken. Wenn ich nervös wirke, dann wird Jutta es erst recht. Nun müssen wir hier unter äußerst unbequemen Umständen drehen, auf engstem Raum. Rechts von mir Felsen, links steil abwärts in die Ägäis. Erschwerend hinzu kommt das starke Gefälle rückwärts und auch nach links zum Meer hin. Der Plan und eigentlich eh die einzige Möglichkeit: In den linken Arm vom Y rein fahren und mit dem Heck versuchen rückwärts in den rechten Arm vom Y zu kommen. Mit 3,5 Tonnen Gewicht und knapp 6 m Länge kein Vergnügen auf engstem Raum. Jutta wirkt sehr zuversichtlich auf mich, was mich etwas entspannt. Also los, in den linken Arm rein und zurücksetzen. Jutta schaut von außen und gibt mir Zeichen, wann ich halten soll. Wir wiederholen dieses Manöver einige Male, bis ich fast quer im Y stehe. Immer vor und zurück. Wenn ich vor fahre sehe ich nur Haube und Himmel und das ägäische Meer. Ich sehe nicht wieviel Abstand die Vorderräder zum Abgrund haben, aber es fühlt sich an für mich, als ob die Haube in der Luft schwebt. Aber Jutta sieht die Räder und wie weit es ist bis zur Abbruchkante und ich vertraue ihr blind. Scheitelpunkt ist erreicht. Jetzt merke ich den Zug nach unten, wenn ich an der Kante stehe und zurücksetzen will. Handbremse ist bis zum Anschlag angezogen und ich merke wie es LEMMY nach vorne zieht Richtung Abgrund. Während ich die Kupplung schleifen lasse, die Handbremse löse und Gas gebe um mich rückwärts vom Abgrund zu entfernen. Nur ein paar Zentimeter, dann kommt hinter mir die Felswand. Dann wieder vorwärts auf den Abgrund zu. Ja, kannst noch etwas weiter, noch etwas mehr. Wirklich? Ja, geht noch etwas, langsam. STOP. Nach etlichen Wiederholungen ist es endlich geschafft und ich komme rum und habe die beiden Arme vom Y hinter mir. Leck mich am Arsch, geschafft. Und jetzt den selben Weg zurück. Schön langsam. Die Steigungen mit Allrad, den Rest des Weges ohne Zusatzunterstützung. Da kommt der Zaun gleich wieder, machst du das? Dann sind wir durch.
VON DIESEM TRIP GIBT ES KEINE FOTOS. WIR WAREN ZU BESCHÄFTIGT!
Wir fahren dieselbe traumhafte Küstenstraße jetzt nach Norden zurück, nehmen nicht die Offroadabkürzung und sind bald am Hafen von Naxos Stadt angelangt. Wir bummeln etwas und überlegen, wo wir diese Nacht stehen werden. Du hattest da doch was bei park4night gefunden. Ja genau, da wo wir mit S&L schon waren, am Glyfada Beach. Ok, das sah gut aus, da fahren wir jetzt hin. Angekommen und einen tollen Platz ausgeguckt. Aber zur Vorsicht frage ich bei der Dame mal nach, die da geradewegs über den Platz läuft. Das sei hier privat und nicht erlaubt, teilt sie mir mit. Ob sie denn was Anderes wisse, frage ich sie. Ja, am Alyko Beach, da geht das. „Prima!“, denke ich mir. „Da wollte ich doch sowieso noch mal hin, wegen der geilen Hotelruine.“ Und außerdem ist es eh die richtige Richtung, wenn wir noch von dieser Seite der Insel nach Süden fahren wollen, zum Darling Beach und Dollys Cove. Mal sehen, ob es von hier möglich ist die Offroadpiste an den Palmenstrand zu befahren. Aber zunächst auf nach Alyko Beach.
Nach nur wenigen Minuten Fahrt kommen wir an, sehen schon die Hotelruine, biegen aber vorher links ab durch die Dünen zum Strand. Wir machen einige Surfer aus, zwei Bullis am anderen Ende und fahren entgegengesetzt. Dort steht schon ein großer Jeep in einer Dünenbucht, wir fahren auf der gegenüberliegenden Nische rein. Versteckt durch Buschwerk von drei Seiten stehen wir perfekt mit Blick auf das Meer. Der Jeep verschwindet da heute Abend, der schläft ja nicht im Auto. So sollte es auch kommen. Schnell noch auf die Keile mit den Vorderrädern, damit LEMMY gerade steht und dann ein eiskaltes großes Bier aus dem Kühlschrank. Ausgerüstet mit den kleinen Campingstühlen und den großen Bieren geht es an den Strand. Jetzt habe ich noch etwas Redebedarf. Es war schließlich ein ereignisreicher, sogar etwas abenteuerlicher Tag. Es geht ums Offroadfahren. Ich frage Jutta, ob sie mir denn auch eine Reserve einbaut beim Einweisen? Eine Reserve? Erstmal weiß sie nicht genau, was ich meine. Ich versuche es zu erklären. Naja, wenn ich mal einen Fahrfehler mache oder so. „Du machst doch keinen Fehler!“, sagt sie und meint es ernst, scheint mir. Ich fühle mich geschmeichelt. Doch natürlich kann ich einen Fehler machen. Er kann klein sein, aber verheerende Folgen haben. Obwohl es dann wohl kein kleiner Fehler wäre bei verheerenden Folgen. Bleiben wir mal bei unserem heutigen Wendemanöver, als es nicht weiter ging und wir drehen mussten. Auf einem Parkplatz beim Einkaufen mache ich aus versehen den Vorwärtsgang rein, obwohl ich rückwärts fahren will. Ich fahre und gebe etwas Gas, schaue rückwärts, aber das Auto fährt vorwärts, nur ein kurzes Stück. 10 cm vielleicht nur und es passiert nichts, oder aber es gibt einen geringen Blechschaden. Aber wenn sowas vorhin passiert wäre? Ohne Reserve wäre ich mit den Vorderrädern über den Abhang gerollt und ab in die Ägäis. Oder aber ich will rückwärts fahren, habe den richtigen Gang drinnen, aber der Wagen, mit 3,5 Tonnen Gewicht, rollt beim Lösen der Handbremse etwas nach vorne, weil ich am Hang stehe und beim Schleifen lassen der Kupplung nicht genau das richtige Spiel habe.
Jetzt weiß sie genau, was ich mit Reserve meine und ich frage nicht weiter nach, ob ich eine Reserve hatte, heute am Abgrund hoch über der Ägäis im südlichen Zipfel von Naxos….
Später gibt es noch ein leckeres Abendessen und draußen ist es bereits stockdunkel. Die Tagestouristen sind längst weg und was mit den Bullis am anderen Ende des Strandes ist, wissen wir nicht. Wir haben die Rollos alle fast bis oben hin zu, aber nicht ganz. Es sieht so aus, als ob da jemand mit einer Taschenlampe unterwegs ist. Man sieht es immer nur so zwischendurch. Na ja, was soll schon sein, beruhigen wir uns. Der Jeep von Gegenüber ist längst weg. Geräusche draußen. Hast du das auch gehört? Etwas unheimlich ist es schon hier, aber wir stehen sehr gut und sind nur vom Strand aus zu sehen, nicht von hinten. Das Buschwerk gibt uns ja Deckung von drei Seiten. Wir denken nicht weiter drüber nach und reden über alles mögliche.
Ich genehmige mir ein drittes Bier und habe plötzlich eine verrückte Idee. Lass uns doch jetzt mal in die Hotelruine gehen, schlage ich vor. „Bist du verrückt, es ist stockduster!“ „Wir haben doch eine Taschenlampe.“ „Du kannst ja gehen, ich bleibe hier. „Hat sie da gerade gesagt, du kannst ja gehen? War das nicht schon öfter Thema? „Wir müssen doch nicht alles zusammen machen!“ Ok, höre ich mich sagen, dann gehe ich alleine. Im gleichen Augenblick bereue ich es bereits, will aber nun keinen Rückzieher mehr machen. Die Blöße gebe ich mir nicht, da wartet sie doch nur drauf, denke ich bei mir und ziehe mich an, schnapp mir die Taschenlampe und marschiere los. Die Tür vom Camper schließe ich von außen zu, da habe ich ein besseres Gefühl. Was machst du da nur wieder für einen Scheiß? geht mir durch den Kopf, so alleine ist das viel weniger unterhaltsam als zu zweit. „Bleib nicht zu lange!“, ruft Jutta mir durchs Fenster nach. Nee, nur ne halbe Stunde.
Warum ich sowas mache? Die Exfreundin von meinem alten Kumpel Kiste hat Psychologie studiert und Kiste hat mich mal gefragt, ob ich Tanja nicht einen Gefallen tun könnte? Klar, was denn? Nichts Wildes, nur Fragen beantworten, sie hat da so ein wissenschaftliches Projekt abzuliefern und braucht noch einige Probanden. Tanja hat mich dann persönlich befragt, um welches Thema es ging bzw. was denn dabei raus kommen könnte, wollte sie mir nicht verraten. Na toll, dachte ich, nachher stehst du wohlmöglich wie ein Vollidiot da. Das könne auf keinen Fall passieren, versicherte sie mir. Einige Fragen beantworten war reichlich untertrieben, es war ein ganzer Katalog an Fragen und ich weiß nicht mehr genau wie lange es dauerte oder was es für Fragen waren, aber an das Ergebnis kann ich mich ganz genau erinnern, obwohl es inzwischen über 30 Jahre her ist. Es dauerte Wochen, bis alles ausgewertet war und ich endlich erfahren durfte, was denn nun dabei rausgekommen ist. „Du bist ein „Sensation Seeker“! , sagte Tanja mir und fügte auch ein paar Worte der Erklärung hinzu. Das Wort hatte ich zuvor nie gehört und auch danach nicht wieder. Was sie mir dazu erklärt hat, habe ich vergessen, aber jetzt denke ich, deshalb mache ich diesen Scheiß!

Ich höre und sehe, dank des hellen Mondes, das Meer links neben mir. Ich marschiere einen Dünenpfad entlang in Richtung der Hotelruine. Die Taschenlampe in der einen Hand, das Handy in der anderen Hand. Ich könnte doch einen kleinen Film machen, dachte ich mir. Gute Idee. So tapere ich, bedacht darauf nicht zu stolpern immer weiter. Ich versuche die Handycam immer in den Lichtkegel der Taschenlampe zu halten und nehme auf, was ich live sah. Da vorne eine kleine Einraumkirche, wie es sie sehr oft gibt überall auf der Insel. Weißes Gebäude, blaues Kuppeldach. Einprägen für den Rückweg, aber weiter voran erstmal. Da erkenne ich das Hotel wieder, das bei Tag doch so viel vertrauenswürdiger aussah, so viel weniger bedrohlich. Das Handy muss aus. Ich muss mich jetzt konzentrieren. Ich finde eine kleine Rampe zwischen zwei Gebäuden, da kann ich hoch und in die Ruine einsteigen. Hier, nehme ich mir vor, kehre ich auch zurück. Die Rampe runter, dann vor dem Meer links den Pfad entlang zur Kirche. Dahinter kommt dann fast die Düne in der Jutta und LEMMY in ihrem Versteck warten.

Da ist der große Hof, dort waren zwei riesige Löcher. Also bloß aufgepasst, wo du hin tritts. Ich sehe den langen Flur des Südflügels vom Hotel und gehe rein. In einem der abzweigenden Zimmer habe ich das tolle Foto mit einem alten Blecheimer gemacht. Da ist der Eimer, er liegt noch immer so da, wie ich ihn arrangiert habe für den Schnappschuss. Aber die Sonne scheint nicht, der Mond nur. Mir wird unheimlich zumute. Waren hier nicht auch zwei große Löcher, die eine Etage tiefer blicken lassen? Genau, zwei Räume weiter finde ich sie. Pass bloß auf hier, sage ich zu mir selber. Nicht fallen oder stolpern. Ich gehe erstmal raus hier, habe echt ein bisschen Schiss. Was machst du, wenn du plötzlich eine andere Taschenlampe siehst? Wer sollte schon so blöd sein hier mitten in der Nacht, im Stockdunkeln rumzulaufen? Höchstens die Graffitikünstler, versuche ich mich zu beruhigen. Aber es will mir nicht gelingen.

Wie lange bin ich schon weg? Ich habe kein Zeitgefühl mehr. Was, wenn du jemanden hörst oder siehst? Was machst du dann? Ich weiß es nicht. Strahlst du ihm (ihr?) die Taschenlampe ins Gesicht? Läufst du weg? Den Fluchtweg habe ich im Kopf abgespeichert. Ich weiß genau wo es lang geht zur Rampe, runter in Richtung Meer und dann links.
Ich erwähnte es bereits, ich liebe Horrorfilme und amüsiere mich königlich, wenn wir auf der Couch liegen, einen Gruselfilm schauen und Jutta zusammenzuckt, weil plötzlich jemand im Spiegel erscheint oder eine Gestalt vorbei huscht. Sogar, wenn ich selber zucke, mich erschrecke, dann gefällt es mir besonders. Vielleicht, weil ich nach psychologischen Erkenntnissen, ein „Sensation Seeker“ bin? Aber hier bin ich nicht auf meinem Sofa, hier bin ich in einem fremden Land, auf einer Insel, in der schon Dörfer unter mysteriösen Umständen verlassen wurden. Was verdammt nochmal mache ich, wenn mir jemand entgegen kommt. Ich bin mittlerweile im Nordflügel und suche das eine geile Graffiti, das Sonja aufgenommen hat. Das, wo das Gesicht durch die Sonne in zwei Hälften geteilt wurde. Aber ich vermute es weiter hinten und ich mag nicht weiter gehen. Ich vermute hinter jeder Ecke eine Fratze, die plötzlich auftaucht und mich angrinst. Ich sehe in meiner Fantasie die Gestalten, die ich aus den Filmen kenne. Kauert da hinten in der Ecke jemand? Springt er gleich auf und rennt auf mich zu. Höre ich irgendwo Schritte? Nur meine Eigenen.

Wenn ich in eines der Löcher falle, was ist dann? Es geht nur 2,50m oder etwas mehr abwärts, aber tief genug um sich zu verletzen. Was aber noch schlimmer ist, ich kenne keinen Weg hoch, weil ich auch keine Treppe nach unten gesehen habe. Dann hockst du da mit einem gebrochenem Bein im Untergeschoss, oben lauert irgendein durchgeknallter Psychopath und du weißt nicht, was du machen sollst. Und was macht Jutta dann? Wenn ich nach einer Stunde nicht zurück bin. Nach zwei Stunden auch nicht? Meine Gedanke werden wirrer und meine Panik nimmt zu. Ich hatte bei Tag die Treppe auf das Hoteldach gefunden, aber da will ich auch nicht mehr hin, ich will hier nur noch weg. Scheiß auf das Graffiti, scheiß auf diese verrückte Idee hier mitten in der Nacht mit einer Taschenlampe rumzulaufen. Fotos zu machen und ein zweites wackeliges Video haben mich wohl kurz abgelenkt, aber die Angst und das Unwohlsein nehmen stetig zu. Sonja hat später auf Instagram zum Video geschrieben „Blair Witch Project“ und ich glaube, das trifft es ganz gut. Ich mache mich vorsichtig, aber zügig auf den Rückweg.
Ich erahne nun, wie sich Jutta damals auf Phuket am Patong Beach, im House Of Horror gefühlt haben muss. In den 90er Jahren waren wir mal wieder in Thailand. Und Phuket kannten wir noch nicht. Also mal hin da und zur Unterhaltung dachte ich, gehen wir ins House Of Horror. Jutta war nicht begeistert, sie gruselt sich nicht so gerne wie ich mich, aber war bereit mitzugehen. Und ich muss eins sagen, das war keine blöde Jahrmarktsbude. Das war alles richtig gut gemacht. Von außen sah es schon einschüchternd aus. Nachdem wir das Ticket gekauft hatten, gab es Instruktionen. Es war nicht viel los. Das fanden wir zunächst total super.
Es wurden in verschiedenen Räumen Szenen aus Horrorfilmen mit echten Menschen nachgestellt. Man konnte in eigenem Tempo durch die Räume gehen. Die kleine, entzückende Instruktorin wies uns an immer auf dem Weg zu bleiben, es gibt ohnehin nur einen. Die Räume selber sollten wir nicht betreten. Wir sollten uns auch keine Sorgen machen, denn niemand würde uns anfassen, oder berühren. „Sie“ würden uns nahe kommen, aber garantiert nicht berühren. Mit dieser Gewissheit wurden wir durch einen roten Vorhang in einen dunklen Flur geführt und uns selbst überlassen. Immer dem Weg folgend, manchmal nur tastend ging es langsam los. Sehen konnten wir zunächst nicht viel. Jeder „Horrorraum“ hatte eine eigene Beleuchtung, Geräusche und Spezialeffekte und immer noch einen zusätzlichen Schreckmoment eingebaut, wenn man gerade wieder dabei war kurz durchzuatmen und sich auf den nächsten Raum vorzubereiten.
Und nein, sie haben uns tatsächlich nicht angefasst, liefen aber immer direkt hinter uns her. Langsam, wenn wir langsam gingen, schneller, wenn wir schneller wurden und immer mit einem leisen „help me“ immer wieder „heelp meee“. Wir konnten nicht weit sehen, immer nur ein oder zwei Meter, es war alles so finster. Und dann ging es auch ständig um eine Ecke rum, mal links, dann rechts, wieder zweimal links. Die Orientierung war komplett verschwunden. Wir waren lost. In der Dunkelheit. „Help me“, jetzt deutlich lauter. Auch das schlurfen hinter uns kam näher. Sie fassen uns nicht an, beruhigten wir uns. Die nächste 90 Grad Biegung kam, und die Schreckgestalt tauchte direkt vor uns auf. Jutta war einem Nervenzusammenbruch nahe. Das ist nicht übertrieben. Sie wollte nicht mehr. Immer wieder Rufe, „help me“, wir immer weiter vorwärts, darauf bedacht nicht zu fallen, wir sahen ja kaum etwas. Dann der nächste Raum vor uns, der näherkommende Zombie hinter uns. Auch ich hatte Schiss. Obwohl wir wissen, das ist alles Illusion, keiner wird dich anrühren, nichts davon ist echt. Das Gehirn nimmt diese Illusion für Wahr und der Überlebensinstinkt springt an. Wir gehen an der Wand lang, ganz weit links, sage ich zu Jutta. Der Raum war etwas ausgeleuchtet. Ein Bett sahen wir und ich erkannte die Szene wieder, „Der Exorzist“. Im Bett saß der kleine Satansbraten sabbernd und fluchend. Plötzlich kippte das Bett nach vorne, genau auf uns zu, mit dem keifenden Mädchen darin. Wir liefen ohne zu sehen wohin, egal, nur weg hier. Jetzt war der Spaß gänzlich vorbei und Jutta drauf und dran sich heulend hinzuhocken und zu streiken, bis das Licht angeht.
Ich dachte nur, was machst du denn jetzt, wie bekommen wir das zu Ende gebracht? Da hörten wir Gelächter, von weiter vorne und Jutta rannte los. Da waren andere Touristen, in einer Gruppe von mehreren Leuten. Ich ging schleunig hinterher. Was noch so rechts und links von uns übersehen wurde, kann ich nicht sagen, aber der Zauber war vorbei, als wir die Gruppe erreicht haben. Ab jetzt war nichts mehr gruselig und die Illusion dahin, aber Juttas Welt war wieder in Ordnung. Sowas hat sie seitdem nie wieder mit mir gemacht und alleine würde ich es auch nicht machen.
Also was zum Teufel mache ich hier ganz alleine? Die Illusion nimmt Gestalt an und ich fantasiere rum. Da kommt gleich einer um die Ecke. Da waren doch Schritte, oder nicht. Was war das für ein Geräusch? Ich bewege mich sehr zügig zurück durch diesen endlos wirkenden Korridor, immer damit rechnend, das gleich eine Gestalt aus einem der Zimmer mitten auf den Flur springt, mitten vor mir auftaucht und mich zu Tode erschreckt. Ich habe auch keine Lust mehr, aber ich muss zurück. Durch den Schein der Taschenlampe sehe ich das Ende des Flures. Ich erreiche den Hof und umgehe die Löcher. Da ist die Lücke zwischen den Gebäuden und die Rampe. Nur noch da runter und dann links zur Kirche. Ich höre das Meer wieder, die Wellen die auf den Strand klatschen und nehme dies als sehr beruhigendes Geräusch wahr. Nicht mehr weit, dann taucht die Kirche auf. Jetzt verlangsame ich mein Tempo, will nicht außer Atem sein, wenn ich Zuhause ankomme. Dann sehe ich die sandfarbene Kabine von LEMMY und bin irgendwie erleichtert. „Na, wie war es?“, fragt Jutta. „Ganz schön gruselig!“, sage ich. Dann gehen wir schlafen.
Zwei Tage haben wir noch, bis wir mit der Fähre wieder nach Piräus fahren. Wir beschließen beim Frühstück zum Maragas Campingplatz zurückzufahren, um dort die letzte Zeit zu verbringen. Allerdings steht noch ein Ausflug an. Vom Alyko Beach zum Darling Beach und zu Dollys Cove. Das ist das Tagesprogramm für heute. Und wir bzw. ich will gucken, ob und wenn ja, wie weit es geht die Insel im Süden zu umrunden. Wir fahren dort weiter, wo Lars mit dem Mietwagen umdrehen musste. Es ist eine schlechte Piste, geht aber nirgends auf oder ab. Nur geht es recht holprig zur Sache. Am Darling Beach sind wir gerade eben vorbei gefahren, ruft Jutta mir zu und drängt zum Umdrehen. Ja, kann sein, aber ich wollte doch sehen, wie weit man hier kommt. Ob es von hier eine Verbindung gibt zum Palmenstrand. Da hab ich keinen Bock drauf, das dauert ja Stunden in dem Tempo und nachher stehen wir wieder da wie auf der anderen Seite und müssen sowieso umdrehen. Ich gebe klein bei und habe ganz vergessen, dass da ja noch Dollys Cove kommen muss. Als ich gerade zum Wenden ansetze und mir rückwärts den Weg bahne, kommt ein Mountainbiker auf uns zu und sagt: „In 50 Metern kommt eine unglaubliche schöne Bucht, die müsst ihr sehen.“ Ich breche das Wendemanöver ab und bin überglücklich, dass gerade zur rechten Zeit dieser Biker kommt, um mich zu erinnern, dass da doch noch was war. „Ach ja, hatte ich auch ganz vergessen.“, sagt Jutta. Ich parke LEMMY in einer tollen Position für großartige Fotos aus allen möglichen Perspektiven und wir sind begeistert über diese Hollywood Kulisse.

Dann sehe ich da hinten ein Schild stehen. Ich gehe näher ran. Durchfahrt verboten bedeutet dieses Verkehrszeichen in Deutschland und wohl auch in Griechenland. Ich bin im Grunde sehr zufrieden damit, dass es nicht erlaubt ist die Insel unten im Süden zu umrunden. Ich hatte also gar keine Chance auf legalem Weg diese Strecke zu fahren. Weder von der anderen Seite, vom Palmenstrand aus, noch von dieser Seite, von Dollys Cove. Möglicherweise war es früher mal erlaubt. Die Piste ist ja als Dirtroad auf der Karte von Lars verzeichnet. Aber was solls?

Wir schauen uns noch den einsamen Strand an hinter dem Verkehrszeichen, denn für Fußgänger ist es nicht verboten diesen Weg zu passieren und entdecken einen noch ursprünglicheren Strand, an dem nur ein junges Pärchen unter einem Sonnenschirm den Blick auf das Wasser genießt. Wir wollen diese traute Zweisamkeit nicht länger stören, freuen uns die wohl beiden einsamsten Strände von Naxos besucht zu haben und fahren wieder gen Norden. Am Maragas Campingplatz werden wir herzlich empfangen, man kennt sich ja bereits.
Wir stellen LEMMY weiter vorne ab, mit Blick auf das Meer. Hier werden wir die nächsten zwei Nächte stehen. Eine davon schreibe ich das Kroatien Kapitel fertig. Während dieser Nacht höre ich viele schöne Songs aus der Taverna vom CP und habe auch noch eine nette Begegnung mit vier jungen Damen. Sie gehen an der Beachroad entlang, sehen Lemmy, Mr. Kilmister zwischen den beiden Alkovenfenstern aufgeklebt und wollen dieses Motiv fotografieren. Sie fragen höflich, machen ihre Fotos vom Camper und wir plaudern eine Weile, dann ziehen sie weiter. Ich schreibe weiter. Wie lange ich in der Nacht geschrieben habe weiß ich nicht mehr genau.

Jetzt, auf dem Kaya Campingplatz in Cappadocia (13.10.2021) ist es bereits 4:15 a.m. und ich brauche sicher noch eine halbe Stunde um mein letztes Bier zu leeren. Davor in Egridir hat meine Nachtschicht auch bis fünf Uhr früh gedauert, danach sind wir dann hierher gefahren und hier sind wir immer noch. Das ist heute die zweite und vorletzte Sitzung mit Griechenland – Chapter One. Es folgt eine dritte Sitzung an anderer Stelle mit Griechenland – Chapter two. Aber das nur am Rande.
Meine erste Begegnung mit Petra, der Maragas CP Chefin hatte ich nach nur wenigen Tagen, als wir noch mit S&L hier waren. Wir hatten den laundry service genutzt und ich sollte die Wäsche holen, bat Jutta mich. Also stiefelte ich los und fragte nach meiner Wäsche. „Is my laundry ready?“ Petra war an der Rezeption und fragte mich: „Are you god?“ Sofort lachten wir beide los und uns war klar, warum. „Yes I`m god“, scherzte ich, um sofort danach aufzuklären, dass mein Name Godt sei und mir das auch häufig in Deutschland passiert und ich mit Herr Gott angesprochen werde. Woher sollten sie wissen, dass mein Name mit einem lang gezogenem O wie in Boot gesprochen wird und nicht anders?
Den letzten Tag wollten wir nur chillen und nichts weiteres unternehmen. An den Strand wollten wir gehen, ein letztes Mal baden und an die schöne Zeit mit S&L denken. Lecker essen bei Manoli war noch angesagt, den Sonnenuntergang über Paros genießen und nicht zu spät ins Bett. Die letzte Nacht ging wohl schon lange genug….

…und was als nächstes geschieht…
Greece – Chapter 2
…und warum mir das Oracle von Delphi die Zukunft verrät…

















